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Kooperation mit dem
Altenheim St. Bruno

Berufliche Förderung in den Schlosswerkstätten

Paderborn (WV). Die Schlosswerkstätten im Paderborner Stadtteil Schloß Neuhaus gehen neue Wege in der beruflichen Förderung von Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung.

Um behinderten Mitarbeitern den Sprung in den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist ein Teil des Berufsbildungsbereiches, den Beschäftigte in den Schlosswerkstätten absolvieren, ausgelagert worden. Bis zu zehn Personen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen haben seit dem 2. Januar die Chance, im Seniorencentrum St. Bruno eine berufliche Förderung zu erhalten. Die Kooperation von Behindertenwerkstatt und Altenheim im Ausbildungsbereich ist in Nordrhein-Westfalen einzigartig.
Entstanden sei die Idee im August vergangenen Jahres, so Werkstattleiter Jürgen Mathieu. »Als Kooperationspartner kam das benachbarte Seniorencentrum St. Bruno in Frage, da dort ein breites Spektrum an Arbeiten vorkommt, das als ideal für die Werkstattbeschäftigten beurteilt wird.« Die Altenhilfe-Einrichtung wird wie die Schlosswerkstätten von den Caritas Wohn- und Werkstätten im Erzbistum Paderborn getragen. Verena Temme, die Leiterin des Seniorencentrums, war sofort angetan von der Idee. Und so wurde bereits nach wenigen Tagen das Projekt »Externer Berufsbildungsbereich« ins Leben gerufen.
In diesem Projekt sollen die Werkstattbeschäftigten an Arbeitsplätzen des allgemeinen Arbeitsmarktes gefördert und angelernt werden. Bereiche, in denen die behinderten Menschen qualifiziert werden, sind Hausmeisterdienste, Verwaltung, Küche, Hauswirtschaft, Pflege und Sozialdienst. Die Beschäftigten wechseln anschließend nicht auf einen Arbeitsplatz in einer Betriebsstätte der Schlosswerkstätten, sondern auf ausgelagerte Werkstattarbeitsplätze in Betrieben und Einrichtungen des allgemeinen Arbeitsmarktes, um dort ihren Fähigkeiten entsprechend einen Arbeitsplatz unter „normalen“ Bedingungen auszufüllen. Dabei sichern die Schlosswerkstätten weiterhin die notwendige individuelle Betreuung.
»Über ein solches Modell wird die Schwelle zur Vermittlung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt deutlich herabgesetzt«, erklärt Jürgen Mathieu. Dies gelte sowohl für die Maßnahmeteilnehmer, die reale Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erleben und damit umzugehen lernen, als auch für Arbeitgeber, die einen gut und unter »normalen« Bedingungen ausgebildeten Mitarbeiter bekommen. Die Schlosswerkstätten gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Teilnehmer einer Berufsbildungsmaßnahme in der Lage sind, unter realistischen Arbeitsbedingungen in Betrieben des allgemeinen Arbeitsmarktes zu arbeiten. Mathieu: »Jetzt sind die Betriebe aufgefordert, sich zu öffnen und den behinderten Menschen die Chance zu bieten, ihre erworbenen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.«

Artikel vom 24.01.2007