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Steinhagen
freut sich auf
die Werkstatt

Bauarbeiten beginnen im Frühjahr

Steinhagen-Brockhagen (fn). Erika Düfelsiek hat in ihrer Vorfreude schon einmal die Gummelstiefel für den Termin gekauft: Im Frühjahr soll der Grundstein für die neue Werkstatt für Menschen mit psychischen Behinderungen im Gewerbegebiet Brockhagen-Ost gelegt werden. Gestern stellten Bauherr und Architekt das Modell im Rathaus vor.

Auf 8000 Quadratmetern gegenüber der Firma Hörmann Antriebstechnik entsteht, wenn die Baugenehmigung erteilt ist, im Laufe des Jahres der Werkstattbau, in dem zunächst 60, später dann 120 psychisch belastete Menschen beschäftigt werden. Im Auftrag heimischer Industriebetriebe führen sie leichte Arbeiten aus den Bereichen Metallbearbeitung, Verpackung und Versand, Montage sowie EDV aus. Einer der wichtigsten Auftraggeber ist die Firma Hörmann - schon allein wegen dieser Nähe ist der Standort optimal, betonte Bürgermeister Klaus Besser. Aber auch die Erreichbarkeit für die Beschäftigten, die aus dem nördlichen Kreisgebiet kommen, sei hervorragend. »Wir haben schon viel gebaut in Steinhagen, aber solch eine Werkstatt fehlt uns noch«, freut sich Besser auf die Realisierung dieses 3,5-Millionen-Euro-Projektes genauso wie Erika Düfelsiek, Aufsichtsratsvorsitzende der gemeinnützigen Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM).
Die WfbM - mit insgesamt 1200 Beschäftigten sowie 500 angestellten Mitarbeitern einer der großen Arbeitgeber im Kreis - ist Träger des Projekts. Doch Bauherr kann die WfbM nicht sein, wie Geschäftsführer Hermann Korfmacher erläuterte. Denn die Werkstätten erfüllen zwar eine öffentliche Aufgabe, indem sie behinderten Menschen einen Werkstatt-Platz bereitstellen. Dafür erhalten sie aber vom Landschaftsverband keine Investitionskosten sondern allein Mietgebühren. Deshalb wurde jetzt eine eigene Investitionsgesellschaft gegründet. »Wenn die WfbM eine Tochter des Kreises ist, so ist dies sozusagen ein Enkelkind«, verbildlichte Landrat Sven-Georg Adenauer als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung die komplizierten Zusammenhänge. Auch mit einer Kreditbürgschaft unterstützt der Kreis das Projekt.
Die Baukosten sind von Architekt Heinrich Voßhans auf 2,7 Millionen Euro veranschlagt. Und dafür erwartet die Beschäftigten dort an der Michaelisstraße ein kleines Schmuckstück, eingebettet in viel Grün. Voßhans, der auch das neue Haus der Jugend geplant hat, setzt auf einen viergliedrigen Bau auf einer Fläche von 2740 Quadratmeter. Das große Lager ist mit den beiden Werkstätten und dem Sozialtrakt über ein Foyer verbunden, in dessen Mitte kreisförmig die Umkleiden und Waschräume angeordnet sind. »So sind die Laufwege ganz kurz gehalten«, erläuterte er sein Konzept. Größtenteils eingeschossig aus Aluminiumblech gearbeitet, gibt es im Haus sehr viele Fenster. »Licht ist gerade für psychisch Behinderte sehr wichtig«, erläuterte Michaela Diesing von der WfbM. Für ein besonderes Aha-Erlebnis sorgte der Speisesaal: fast schon ein Wintergarten mit Blick in die Natur. Und wenn alles nach Plan läuft, ziehen im Frühjahr 2008 die ersten 60 Beschäftigten ein. »Passend zum Gemeindejubiläum«, blickte der Bürgermeister voraus.

Artikel vom 12.01.2007