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Premiere für die erste
Streicherklasse am KGH

Kleine Geiger und Cellisten haben ersten Auftritt

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Das Schüler-Lehrer-Verhältnis scheint optimal: 21 zu vier. Für 40 Minuten Unterricht brauchen die Lehrer dennoch starke Nerven. Denn wenn die Streicherklasse am Kreisgymnasium Musikunterricht hat, quietschen die Geigen und ächzen die Celli im Chor mit dem üblichen Schul-Krach.

»Mit dem Aufstrich anfangen, Florian!«, ruft Lehrerin Almut Hage aus dem Hintergrund, während ihr Kollege Lothar Möller noch ein Instrument stimmt, Katharina Maier ihren Stuhl zurecht schiebt und zwei andere Mädchen miteinander tuscheln. Wenige Minuten später ist eindeutig die Melodie von »Jingle Bells« auszumachen. Kein Zweifel: In wenigen Monaten Unterricht hat die erste Instrumentalklasse am KGH schon einiges gelernt. Samstag ist Premiere: Sie spielt erstmals vor beim Tag der offenen Tür.
Dank großzügiger Unterstützung der Timken-Stiftung, die 40 000 Euro gespendet hat, gibt es genug Instrumente für alle. Die Schüler dürfen die Halb- und Dreiviertelgeigen und -celli sogar zum Üben mit nach Hause nehmen. Nur der immer noch ganz schön wuchtige Kontrabass bleibt in der Schule: Charlotte Münter hat zu Hause einen eigenen. In erstklassiger Haltung spielt sie mit den anderen erst einmal die Tonleiter rauf und runter.
Die Eltern der kleinen Streicher bezahlen monatlich 22 Euro für den Instrumentalunterricht. Dafür sind die Instrumente versichert (der Schulverein ist eine Kooperation mit der Musikschule eingegangen) und - ganz wichtig - Lothar Möller, der auch Klassenlehrer der 5 c ist, bekommt Hilfe durch zwei gelernte Streicher. Piotr Miloslawski, seit vier Jahren Geigenlehrer an der Musikschule Halle, zeigt den Mädchen und Jungen, wie sie das Instrument halten, greifen und streichen müssen. Sebastian Foron ist für die Cello-Sektion zuständig. Eine große Hilfe ist Lehrerin Almut Hage. Die Frau vom Fach spielt seit vielen Jahren in der Johanniskantorei Violine und Bratsche.
Die Töne richtig treffen, präsent sein, Einsätze nicht verpassen und Takt halten - die Nachwuchsstreicher müssen einiges lernen. Selbst das richtige Sitzen.
Die kleinen Musiker sind trotz schwieriger Anfänge begeistert bei der Sache - ein Enthusiasmus, der hoffentlich erhalten bleibt. »Die Gruppe fördert das Zusammenspielen, und das ist eine gute Chance, auch durchzuhalten«, meint Lothar Möller. Kleine Fortschritte sind jedenfalls erkennbar. Wenn es mit der Bogentechnik auch noch hapert, eine einfache Version von der »Freude schöner Götterfunken« können die Kinder jedenfalls schon vom Blatt spielen.
Zwei Stunden Instrumentalunterricht haben sie in der Woche. Und jetzt sollen sie eine dritte Stunde Musik bekommen. Damit sie nämlich auch das mitbekommen, was ihre Mitschüler in den Parallelklassen lernen.

Artikel vom 12.01.2007