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»Für die Weberei ist alles offen«

Mitarbeiter geschockt - Dr. Küpper ist vorläufiger Insolvenzverwalter

Von Peter Bollig
Gütersloh (WB). Eigentlich sollte es für die Mitarbeiter der Weberei am Montagabend eine Weihnachtsfeier werden, doch die Zusammenkunft brachte den fest Angestellten und den Aushilfskräften schlechte Nachrichten. Vorstand und Geschäftsführung mussten verkünden, dass die Weberei zahlungsunfähig ist und ein Insolvenzantrag gestellt wurde.

»Das war ein großer Schock«, berichtet Mitarbeiterin Svenja Weidehoff - am Anfang, denn inzwischen seien die Mitarbeiter »wieder guter Dinge«, dass es weitergeht. Bis Mitternacht habe es viele Einzelgespräche gegeben, sagte Geschäftsführerin Dörte Roschinski. Für die Mitarbeiter sei dabei vor allem die Nachricht wichtig gewesen, dass die Löhne in Form von Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit gesichert seien, wenngleich die Auszahlung dieses Geldes noch dauern könne. Man helfe den Mitarbeitern bei den entsprechenden Anträgen, sagte Vorstandssprecherin Hanne Heudtlass
Wie gestern berichtet, hat der Vorstand der Weberei am Montag wegen Überschuldung einen Insolvenzantrag gestellt. Seitdem darf Geschäftsführerin Dörte Roschinski keine Löhne mehr überweisen und keine Rechnungen bezahlen - diese Geschäfte übernimmt nun der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Norbert Küpper aus Verl, der gestern vom Amtsgericht bestellt wurde. Trotzdem gehe der Betrieb wie gewohnt weiter, wie Roschinski betonte, die gestern viele Gespräche mit Lieferanten führte, die angesichts der Insolvenzmeldung aufgeschreckt waren. Von denen aber auch eine »durchweg positive Resonanz« gekommen sei. Es herrsche großes Vertrauen bei den Lieferanten, dass es weitergehe. Sie müsse nun vor allem die Daten für den Insolvenzberater aufbereiten, sagte Dörte Roschinski gestern im WB-Gespräch.
Denn Dr. Küpper muss sich nun in die finanzielle Situation der Weberei einarbeiten und dafür sorgen, »dass der Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten wird«, erklärte er gestern auf Anfrage. Dass im Zuge einer Insolvenz aus dem Weberei-Verein tatsächlich einen neue Gesellschaft, etwa eine gGmbH als neuer Träger des Kulturzentrums, hervorgehen wird, muss nicht zwingend das Ergebnis seiner Arbeit sein. »Alles ist offen, vieles hängt von den Gläubigern ab«, betonte der Insolvenzverwalter. Möglich sei auch eine Sanierung unter dem bisherigen Dach des Vereins.
Inwieweit der frühere Geschäftsführer Andreas Voßhenrich-Werner in den Genuss des Geldes kommen wird, das ihm die Weberei aufgrund der außergerichtlichen Vereinbarung zahlen soll, ist unterdessen ungewiss. Er zeigte sich überrumpelt vom Insolvenzantrag, der auch seine Gehaltsnachforderung gefährde. Dass er von diesem Antrag im Vorfeld trotz der monatelangen Verhandlungen nichts gewusst haben könnte, räumte auch Dörte Roschinski ein. Der Entschluss zum Insolvenzantrag habe sich erst am vergangenen Wochenende ergeben. »Da haben wir die finanzielle Situation der Weberei überprüfen lassen«, so die Geschäftsführerin, und es sei klar geworden, dass es keinen anderen Weg gebe. »Wir hatten Angst, dass wir uns strafbar machen, wenn wir diesen Insolvenzantrag nicht stellen.«

Artikel vom 10.01.2007