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Nicole Zantopp (Heimleiterin)

Drei
Fragen an . . .


In Steinhagen sind keine neuen Fälle von Infektionen mit dem Norwalk-Virus aufgetreten, dafür kämpft jetzt ein Versmolder Altenheim mit dem aggressiven Erreger. Wie sieht die Situation jetzt nach der Magen-Darm-Grippe-Welle im Matthias-Claus-Haus aus? WESTFALEN-BLATT-Redakteurin Friederike Niemeyer fragte bei Heimleiterin Nicole Zantopp nach.

Wann kann der normale Betrieb im Altenzentrum wieder aufgenommen werden? Und wie geht es den Erkrankten?Nicole Zantopp: Den Bewohnern geht es gut und auch die Mitarbeiter sind wieder gesund. Sie haben in dieser Zeit wirklich alles gegeben. Allerdings sind noch drei Bewohner im Krankenhaus, weil sie durch Erbrechen und Durchfall zuviel Flüssigkeit verloren haben und wir hier keine intravenösen Infusionen vornehmen dürfen. Die verschärfte Hygiene läuft noch bis einschließlich dem Wochenende weiter, denn wir wollen auf keinen Fall riskieren, dass es zu einer Neuinfektion kommt. Schließlich hällt sich das Virus einige Zeit an der Luft, auch da, wo man nichts sieht. Am Montag sollen dann wieder alle Gemeinschaftsveranstaltungen laufen, von den Mahlzeiten im Speisesaal bis zum Friseurbesuch. Die Altentagesstätte hat montags regulär geschlosen, öffnet also wieder am Dienstag.

Wer kommt eigentlich finanziell für die Grippe-Welle auf?Nicole Zantopp: Leider gibt es keine Sonderzuweisungen durch die Kranken- oder Pflegekassen. Auch das Johanneswerk kann nicht eingreifen, weil sich Alten- und Pflegeheime ausschließlich aus den Pflegesätzen finanzieren. Wir werden die Sonderkosten also irgendwie aus unseren Rücklagen ausgleichen müssen und auch teilweise mit ins neue Jahr nehmen. Immerhin sind 800 Überstunden angefallen. Dazu der erhöhte Verbrauch an teuren Desinfektionsmitteln, Kitteln oder Mundschutz.

Kann sich ein Altenheim überhaupt gegen solch eine Krankheitswelle schützen?Nicole Zantopp: Eindeutig nein. Die Ansteckungsgefahr ist einfach zu hoch. Theoretisch kann das Virus jederzeit wieder ins Heim getragen werden. Und Schutzimpfungen wie bei der normalen schweren Grippe sind bei Viruserkrankungen ja generell nicht möglich. Da kümmern sich die jeweiligen Hausärzte um den richtigen Schutz für ihre Patienten. Eine Salmonellen-Infektion, ebenfalls ein in öffentlichen Einrichtungen auftretendes Problem, ist dagegen vermeidbar. Der Erreger wird über das Essen übertragen, und das darf bei den heutigen Hygienestandards einfach nicht vorkommen.

Artikel vom 12.01.2007