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»Die US-Produzenten bemühen sich darum, ihr Umweltbewusstsein zu demonstrieren.«

Leitartikel
Detroit Motor Show

Sparsamkeit
neue Tugend
in Amerika


Von Wolfgang Schäffer
Verbrauch? Der Punkt stand bei den Amerikanern beim Autokauf bislang ganz weit hinten auf der Liste. Doch das hat sich inzwischen deutlich geändert. Kaum ein Vorstand, der bei der Detroit Motor Show bei der Vorstellung von Neuheiten seines Konzerns nicht darum bemüht war, die Verbrauchswerte zu nennen. Der Grund dafür ist klar. In den USA sind die Preise für Kraftstoff in den vergangenen zwei Jahren um mehr als 30 Prozent gestiegen.
Auch wenn im Land der unbegrenzten Möglichkeiten noch immer deutlich weniger für Benzin als bei uns gezahlt werden muss, hat die Kostenexplosion bei vielen Kunden zum Umdenken geführt.
Statt immer größerer Autos mit mindestens sechs, möglichst aber acht Zylindern unter der Haube geht der Trend jetzt in eine andere Richtung. Kleiner sollen die Autos werden - und möglichst wenig verbrauchen.
Das sagen nicht nur die Ergebnisse von Umfragen. Das spüren auch die Händler. Und die Hersteller reagieren. Die US-Produzenten bemühen sich darum, ihr Umweltbewusstsein zu demonstrieren. Wenn auch bislang vor allem noch mit Studien und Konzepten. Fahrfertige Hybridantriebe sind Mangelware, bei europäischen Autobauern zudem erst gar nicht vorhanden.
Hier haben Toyota samt der Luxusmarke Lexus und Honda weiterhin klar die Nase vorn. Sie bestellen auch in Deutschland dieses Feld bislang allein. Heimische Produzenten haben für die Zukunft entsprechende Technologien und Kooperationen auf dem Gebiet des Zusammenspiels von Elektro- und Benzinmotoren zwar angekündigt. Bis zur Umsetzung indessen wird zur großen Freude der japanischen Konkurrenz noch eine Menge Zeit vergehen.
Dafür lässt ein deutsches Trio beim Thema Diesel kräftig die Muskeln spielen. Audi, DaimlerChrysler und VW setzen auf Bluetec, um die Selbstzünder auf dem US-Mark salonfähig zu machen. Die mit einem besonderen Abgas-Reinigungssystem ausgestatteten Motoren sollen die bislang in Amerika eher verpönten Diesel salonfähig machen.
Bereits im vergangenen November stellte bei der Automesse in Los Angeles sogar auch ein Vertreter der kalifornischen Umweltbehörde der neuen Technologie ein außerordentlich gutes Zeugnis aus. »Die modernen Bluetec-Dieselmotoren sind stark, leise und vor allem sehr sauber.« Jetzt zeigen auch die Reaktionen in Detroit, dass Dieselantriebe durchaus ernstgenommen werden.
Zwei große US-Wissenschaftsmagazine zeichneten Bluetec bereits aus, bezeichneten die Technologie als eine der 50 wegweisenden Innovationen in Wissenschaft und Technik des Jahres 2006. Ein solches Lob wäre hier vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen.
Auf ein ähnliches Lob in der Heimat müssen die deutschen Autobauer dagegen aber wohl noch lange warten. Hier wird es vorerst keine großangelegte Initiative für die saubersten Diesel der Welt geben. Die wird erst dann kommen, wenn die Abgasrichtlinien das verlangen.

Artikel vom 09.01.2007