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Als Werther noch geteilte Stadt war

Sieben Stadtführer gestalteten gestern den traditionellen »Spaziergang in das neue Jahr«

Werther (dh). Das Jahr 2007 beginnt in Werther auf ganz besondere Weise. Traditionell brechen Vertreter aus Politik, Verwaltung, Vereinen und Institutionen am ersten Sonntag zum »Spaziergang ins Neue Jahr« auf. Gestern allerdings feierten sieben der 14 frischgebackenen Stadtführer ihr öffentliches Debut - und kamen mit so mancher auch für alteingesessene Bürger interessanten Neuigkeit um die Ecke.

In drei Gruppen lernten die 60 Wertheraner ihre Heimatstadt neu kennen, vertieften ihr Wissen oder sahen so manches plötzlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Was die Stadtführer bisher nur in der Familie, vor Freunden oder Vereinsmitgliedern erläutert hatten, wurde jetzt einem größeren Publikum zuteil.
Und so führten Jutta Sorey, Wolfgang Hageresch und Stefan Meier ihre Zuhörer zur Mühle Hokamp, am Haus Werther vorbei und durch den Stadtpark in die Innenstadt. Die Tour von Heinrich Heining, Harald Solem und Ute Dausendschön-Gay griff mit dem Schwarzbach, der Kirche, dem Venghauss und dem Storck-Haus eine ähnliche Route auf.
In luftige Höhen entführte Wilhelm Redecker seine Gruppe. Mit ihm ging es über steile Treppen auf den Turm der St. Jacobi-Kirche und anschließend weiter zum Alten Markt, vorbei an historischen Häusern wie dem Walbaum'schen Haus und dem Venghauss.
Von Wilhelm Redecker erfuhren die Zuhörer, dass Werther schon 2009 sein 1000-jähriges Stadtjubiläum feiern könnte, denn der Name »Wartera« lässt sich bis ins Jahr 1009 zurückverfolgen. Werther ist durch Hagengründung entstanden, daher stammen auch Namen wie Rotenhagen oder Häger - auch das wusste Redecker, der seit 66 Jahren in Werther lebt, zu berichten.
Wohl jeder noch so alteingesessener Wertheraner zeigte sich überrascht angesichts so mancher Erzählung von Wilhelm Redecker: So war die heutige Böckstiegelstadt im 18. Jahrhundert nach Bielefeld und Minden mit 5 000 Einwohnern die drittgrößte Stadt der Grafschaft Ravensberg, 1811 wurde sie die geteilte Stadt, weil Napoleon einen Teil dem Kaiserreich Frankreich zuzog. Die Grenze war damals der Schwarzbach. Der Sage nach soll die Kirche ursprünglich im Kerkenbrock zwischen Werther und Häger geplant gewesen sein. Doch das, was die Arbeiter tagsüber geschaffen hatten, stürzte nachts wieder ein. Eine weiße Taube sei schließlich als Signal für den Standort der heutigen Kirche gedeutet worden.
Traditionell endete auch dieser »Schatgang« mit einem gemeinsamen Essen in einem Wertheraner Restaurant. In diesem Jahr kehrte die Gruppe bei Louis Schäperkötter ein.
l Mehr über die 14 Stadtführer und ihre Touren gibt es demnächst auch im Internet auf der Homepage der Stadt: www.stadt-werther.de. Außerdem stellt das WESTFALEN-BLATT die Stadtführer in einer großen Serie vor.

Artikel vom 08.01.2007