18.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bis 20 Uhr kaum
eine freie Minute

Triathlet Lewanzik fährt zweigleisig

Steinhagen (guf). Platz 15 bei den Deutschen Meisterschaften am Schliersee, je ein erster und zweiter Rang bei stark besetzten Einladungswettkämpfen in Schottland: In der vergangenen Saison hat Top-Triathlet Heiko Lewanzik bewiesen, dass der Rückstand zur absoluten deutschen Elite nur gering ist. Das Risiko, als Vollprofi vielleicht die Lücke zu schließen, geht der 25-Jährige jedoch nicht ein.

»Ich werde mein Studium mit dem Ziel Master-Examen und der Perspektive Lehramt weiter fortsetzen. Da habe ich gerade jetzt mit der Vorbereitung auf die nächsten Klausuren viel zu tun.« Für den Steinhagener bedeutet das: über den Chemie- und Pädagogik-Fachbüchern zu brüten, aber dennoch möglichst viele Kilometer in Laufschuhen, auf dem Rad und im Schwimmbecken abzuspulen. »Der Tagesablauf ist von morgens früh bis um 20 Uhr komplett durchgeplant«, sagt Lewanzik.
Er will in der Triathlon-Bundesliga für sein Team Stiebel-Eltron Obergünzburg wieder als echter Leistungsträger auftreten. Der Klub aus dem Allgäu, für den der Student schon vergangene Saison zuverlässig Punkte sammelte, hat den dritten Rang der Abschlusstabelle von 2006 zu verteidigen. In München (Lewanzik: »Der 21. Rang war einer meiner besten Wettkämpfe«) gewann der TSV sogar die Tageswertung. Ein erneuter Vorstoß unter die ersten Drei wird allerdings super schwierig. Während sich Witten und Schramberg mit absoluten Top-Athleten für die Saison 2007 verstärkt haben, verlor Obergünzburg nach der freiwilligen Trennung von Christian Ruderer (wegen Disziplinlosigkeit) auch Spitzenmann Claude Eksteen (nach Witten). Lewanzik: »Vielleicht bekommen wir noch einen starken Deutschen dazu, denn bei Halle, Leipzig und Potsdam steht aus wirtschaftlichen Gründen noch gar nicht fest, ob sie überhaupt antreten können.«
Einige der 16 Bundesligisten gehen finanziell am Stock, erst vier Liga-Wettkämpfe (Gladbeck, Schliersee, München und Kiel) sind für die Sommersaison gesichert: Diese Schlaglichter verdeutlichen, dass der deutsche Triathlonsport, was die olympische Distanz angeht, im Schatten der Ironman-Begeisterung um Stadler, Al Sultan & Co. einer ungewissen Zukunft entgegensteuert. »In Frankreich gibt es eine Serie von acht Top-Wettkämpfen innerhalb von drei Monaten, die alle im Fernsehen übertragen werden«, zieht Heiko Lewanzik wehmütig den Vergleich zum Nachbarland - und setzt sich für die neue Saison bescheidene Ziele: »Ich will mindestens einen Crosstriathlon mitmachen, hoffe, dass ich erneut bei Wettkämpfen in Schottland starten kann, und bereite mich auf die Studenten-DM vor. Gegen Ende der Saison will ich dann noch eine gute Mitteldistanz absolvieren.«
Damit das Studium darunter nicht leidet, hat der Trainingsplan-Tüftler sein Winterprogramm noch einmal umgestellt: »Letztes Jahr bin ich 80 bis 90 Wochenkilometer gelaufen. Jetzt mache ich weniger, dafür aber mindestens einmal pro Woche auf der neuen Harsewinkeler Tartanbahn eine Tempoeinheit. Und zwei Mal Krafttraining in der Woche werden mich beim Schwimmen noch 'mal nach vorne bringen, das spürt man an den Zeiten schon deutlich.«
Von Lewanziks Trainingsmethodik profitieren mittlerweile einige Klubkameraden aus seinem Stammverein Trispeed Marienfeld. Einer seiner »Schützlinge« tritt dieses Jahr im Triathlon allerdings kürzer: Der Steinhagener Sebastian Mescher, 2006 einer der Aufsteiger der Saison, hat wegen einer langwierigen Fußverletzung und dem Zeitaufwand für das angestrebte Fachabitur derzeit keine konkreten Ambitionen.

Artikel vom 18.01.2007