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Energieausweis kann Hauswert steigern

Energieberaterin Barbara Roden überprüft Gebäude auf eine effiziente Wärmenutzung

Halle (ka). Energiesparen ist in aller Munde. Doch wer kennt schon den tatsächlichen Energiebedarf seines Hauses oder seiner Wohnung? Mit der EU-weiten Einführung des Energieausweises für den Immobilienbestand soll sich das ändern und gleichzeitig ein entscheidender Schritt zur Energieeinsparung getan werden.

Schlecht gedämmte Gebäude sind Energiefresser und mit die größte Quelle des CO2-Ausstoßes in Europa. Die Folgen sind unnötige Energiekosten für Hauseigentümer und Mieter sowie hohe Umweltbelastungen. Vor dem Hintergrund, dass fossile Brennstoffe wie Erdöl und Erdgas knapper und somit noch teurer werden, sind Energieeinsparungen sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll. »Doch Voraussetzung für Maßnahmen zur energetischen Verbesserung eines Gebäudes ist das Wissen um seine Energieeffizienz«, sagt die Energieberaterin Barbara Roden. Diese Kennziffer wird im Energieausweis ermittelt.
Die Umsetzung der entsprechenden EU-Richtlinie wird zum 1. Januar 2008 angestrebt. Ein Jahr später als geplant. Grundlage dafür wird die Novellierung der Energieeinsparverordnung (EnEV) sein, die die Bundesregierung voraussichtlich im Herbst verabschiedet. Darin werden alle Durchführungsdetails geklärt, auch die Ausstellerfrage.
Im vergangenen Jahr hat die Energieberaterin, die auch als Referentin an der Volkshochschule Ravensberg tätig ist, zehn Energieausweise ausgestellt. Es wird unterschieden zwischen bedarfs- und verbrauchsorientiertem Ausweis. Roden: »Ausschlaggebend sind Größe und Baujahr des Wohngebäudes.« Für Wohngebäude mit bis zu vier Wohneinheiten, die vor der Wärmeschutzverordnung von 1978 errichtet wurden, ist der bedarfsorientierte Ausweis zu verwenden. Darüber hinaus besteht weitgehend Wahlfreiheit.
Roden bevorzugt den am Bedarf ausgerichteten Energiepass, weil dieser Mietern und Käufern von Wohnungen oder Häusern Informationen über den Gebäudezustand, Öl- oder Gasverbrauch, Wärmedämmung sowie Anreize für Sanierungen liefert. Der Verbrauchsausweis zeigt dagegen nur den reinen Energieverbrauch der aktuellen Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung an.
Habe man den Bedarf ermittelt, gehe es im zweiten Schritt darum, diesen zu senken, erläutert die Fachfrau weiter. Insbesondere Dämmung, Fenster und Heizung müssten auf ein zeitgemäßes Niveau gebracht werden. Erst dann könne die Frage nach der Bedarfsdeckung geklärt werden. Dahinter stecke die Problemstellung: »Was ist möglich und wirtschaftlich sinnvoll?«. Roden: »Je geringer der Bedarf, desto lohnenswerter der Einsatz regenerativer Energien.« Die Erfahrung zeige, dass bei Altbauten regenerative Energien alleine nicht zur Energieeinsparung ausreichten.
Die Energieberaterin betont, dass es sich bei dem Energieausweis um ein marketingpolitisches Instrument handelt. Mit energieeffizienten Baumaßnahmen ließen sich nicht nur Energiekosten senken und der Wohnkomfort erhöhen, sondern auch der Wert der Immobilie steigern. Roden: »Auf dem Immobilienmarkt wird der Energieausweis ein wichtiges Instrument im Wettbewerb werden.«
Wie viel kostet ein Energieausweis? Eine genaue Antwort gibt es nicht. »Es wird einfacher und billiger sein, für ein in den 1990er Jahren gebautes Reihenhäuschen, wo die benötigten Daten vorliegen, den Energieausweis auszustellen als für ein Bauernhaus, bei dem jegliche Gebäudedaten fehlen«, macht Barbara Roden deutlich. Das bedeutet: Jeder Weg des Passausstellers zum Gebäude und jedes Aufmaß zur Erhebung von Daten kostet Geld.

Artikel vom 02.03.2007