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Zur Sache
Im Sommer grassierte in ganz Deutschland das Fußball-Fieber, doch ist mit dem Abpfiff des WM-Jahres der Kicker-Boom schon wieder vorbei? Es ist legitim, dass sich eine Sportart Gedanken um ihre Zukunft macht, doch dabei sollte schon der Realitätssinn bewahrt werden. Was müssten denn die anderen Disziplinen klagen, die im Schatten der Bolzer unter weit geringeren Mitgliederzahlen zu leiden haben? Sollen die Basketballer künftig nur noch mit zwei Spielern auf dem Feld stehen?
Die Vorschläge von Verbandspräsident Zwanziger sind wohl eher unter der Rubrik »Jammern auf hohem Niveau« einzuordnen, denn Fußball wird in Deutschland seine Stellung »als schönste Nebensache der Welt« und Sportart Nummer eins so schnell nicht verlieren. Dass auf die demografische Entwicklung reagiert werden muss, ist unvermeidbar.
Neun Freunde
müsst ihr sein?
Doch die »Zwanziger-Revolution« scheint mehr ein falscher Einwurf als ein durchdachter, Erfolg versprechender Angriffs-Zug zu sein.
Bedeuten kleinere Mannschaften auch kleinere Felder und kleinere Tore? Wie soll die technische Umsetzung aussehen? Und wie stellen sich die Verbands-Politiker den Übergang von Kreis- in Bezirksliga, also von »Klein- auf Großfeld« vor? Fragen über Fragen.
Die einfachste Lösung, dem Amateurfußball im Falle sinkender Mannschaftszahlen weiterhin Attraktivität zu sichern, wäre eine Reduzierung der Ligen und deren Staffelgrößen. Aber ausgerechnet hier hat der Fußball-Bund im September mit dem Beschluss zur Einführung der dritten Bundesliga (ab 2008) eigentlich einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung gemacht. Man darf gespannt sein, ob Zwanzigers Pläne genauso schnell wieder in den Schubladen verschwinden, wie sie aufgetischt wurden. Oder heißt es demnächst etwa: »Neun Freunde müsst ihr sein?« Sören Voss

Artikel vom 05.01.2007