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Team-Spielerin bleibt Team-Spielerin

WB-Serie: Ex-Handballerin Katja Piecuch setzt auch vorm »Hermann« auf Gemeinschaft

Von Hans-Heinrich Sellmann
(Text und Foto)
Halle-Hörste (WB). Des einen Leid, der anderen Freud. Wenn sich der Hörster Handball-Torwart André Piecuch nicht das Kreuzband gerissen hätte, könnte sich seine Frau Katja ihr »Ziel: Hermannslauf« sehr wahrscheinlich abschminken. So aber hat der Papa Zeit, sich mittwochs abends um Töchterchen Amelie zu kümmern, wenn Katja Piecuch im Ravensberger Stadion ihre Runden dreht.

»Beide hätten wir aus organisatorischen Gründen nicht zum Sport gehen können«, sagt die 34-Jährige, für die das Bahntraining in der vom früheren Sieger Andreas Ewert organisierten Hermannslauf-Vorbereitung ein wichtiger Mosaikstein auf dem Weg zum 29. April ist. »Ich will das volle Programm durchziehen. Denn ohne fremde Hilfe würde ich mir den ÝHermannÜ nicht zutrauen.« Die Mutter aus Hörste geht zum ersten Mal auf die Strecke zwischen Hermannsdenkmal und Sparrenburg, ist eine solche Distanz (31,1 Kilometer) unter Wettkampfbedingungen noch nie gelaufen.
Ganz bewusst hat sich Katja Piecuch im vergangenen Jahr erst den LC Solbad Ravensberg als ihren neuen Verein und später auch »Ewys« Trainingsgruppe ausgesucht. »Die Gemeinschaft erleichtert es ungemein, den eigenen Schweinehund zu überwinden«, sagt die ehemalige Handballerin. Für die TG Hörste war sie ihr halbes Leben lang in die Rothose geschlüpft, hatte unter ihrem Mädchennamen Brenmöhl als Linksaußen bis in die Verbandsliga für Furore gesorgt. »Beim Handball habe ich das Mannschaftsgefühl immer sehr geschätzt und möchte da auch jetzt nicht drauf verzichten.«
Wegen anhaltender Schulterprobleme hatte sie vor vier Jahren die Handball-Schuhe an den Nagel gehängt und zunächst eine Auszeit genommen. Das Laufen schien ihr später nach der Geburt von Amelie die geeignete Disziplin zu sein, wieder sportlich aktiv zu werden: »Auch wenn ich die Cooper-Tests in der Vorbereitung auf die Handball-Saison immer gehasst habe.« Im August bei sengender Sonne zwölf Minuten Vollgas zu geben, um die Belastbarkeit zu überprüfen, sei aber nicht mit ihrer heutigen Form des Laufens zu vergleichen: »Ich unterhalte mich unterwegs ganz gerne und habe auch immer noch keine Uhr dabei.« Das führt manchmal zu kleinen Überraschungen (»Beim Silvesterlauf dachte ich wirklich, ich bin zwei Minuten schneller«), hat aber auch Vorteile. Beim »Preis der Solbad Nachrichten«, Günter Wierums berüchtigtem Schätzlauf, stellte Katja Piecuch vergangenes Jahr ihr Tempogefühl unter Beweis und wurde Zweite.
Dass es beim »Hermann« etwas ernster zur Sache geht und ab einer gewissen Kilometerzahl bestimmt kein Schwätzchen mehr möglich ist, weiß die Hörsterin und legt zumindest schon in Sachen Organisation einen bemerkenswerten Ehrgeiz an den Tag: Um 0.06 Uhr am 6. Dezember gehörte sie zu den allerersten Aktiven, die sich überhaupt für die 36. Auflage der Traditionsveranstaltung angemeldet hatten. »Ilona Pfeifer will ich nicht angreifen, aber die eigenen Zeiten sollten schon etwas besser werden«, sagt Katja Piecuch. 3:15 Stunden ist eine Marke, mit der sie an der Sparrenburg gut leben könnte, und die sie als gelernte Team-Spielerin in den kommenden knapp vier Monaten mit ihrer neuen Mannschaft anpeilen wird.
l Nächster Termin für »Ewys« (längst ausgebuchtes) Hermannslauftraining ist am Sonntag, 7. Januar, am »Eisernen Anton«. Die Teilnehmer treffen sich um 9.30 Uhr jedoch aufgrund der eingeschränkten Parkmöglichkeiten nicht an der Gaststätte, sondern etwa einen Kilometer südlich auf einem Wanderparkplatz.

Artikel vom 06.01.2007