04.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Lieber Zug oder
eigenes Auto?

Uni-Projekt zum »Haller Willem«

Von Klaus-Peter Schillig
Altkreis Halle (WB). Sind die Bürger im Altkreis Halle umgestiegen vom Auto auf den Zug, seitdem der »Haller Willem« zur Expo 2000 modernisiert worden ist? Dieser und anderen Fragen will eine Projektgruppe der Universität Dortmund nachgehen. Kommende Woche starten sie dazu eine Umfrage.

Insgesamt elf Studenten der Fakultät Raumplanung sind an dem Projekt beteiligt, ein Teil von ihnen wird am 9. und 10. Januar, also am Dienstag und Mittwoch kommender Woche, an Haustüren in Halle, Steinhagen, Dissen, Hilter, Werther und Jöllenbeck schellen, um ihr Anliegen vorzutragen und einen Fragebogen samt Rückumschlag zu hinterlegen. Nach der Rücksendung Ende Januar soll dann die Auswertung beginnen.
Zur Expo 2000 ist damals mit viel Aufwand nicht nur die Bahnstrecke selbst erneuert worden, sondern es wurden vom Land auch neue Wohngebiete im Einzugsbereich der Haltepunkte gefördert. Insgesamt mehr als 30 Millionen Euro sind damals in die Region geflossen. Die Studenten wollen nun wissen, ob sich die Modernisierung und die Ansiedlungen im Einzugsbereich der Bahnstrecke auf die Wahl des Verkehrsmittels auswirken. Steigen die Menschen häufiger um vom Auto auf den Zug? Oder sind sogar Menschen bewusst in die Nähe eines Haltepunktes gezogen, um die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen zu können?
Um Vergleichsdaten zu bekommen, werden auch Fragebögen in Werther und Jöllenbeck verteilt, also in Orten, die außerhalb des direkten Einzugsbereiches der Strecke liegen. Wo genau in der kommenden Woche geklingelt wird, soll am kommenden Wochenende festgelegt werden. »Durchaus aber nicht nur in Neubaugebieten«, kündigte gestern Thorsten Blauert, einer der Studenten, im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT an. Und er stellte klar, dass es keineswegs darum gehe, den Erfolg der Strecke in Frage zu stellen.
Betreut wird das Projekt vom Fachgebietsleiter Verkehrsplanung der Fakultät Raumplanung, Professor Christian Holz-Rau, unterstützt wird es vom Verkehrsverbund Ostwestfalen-Lippe (VVOWL). Dessen Mitarbeiter Kai Schulte hat die Projektgruppe mit Daten und Hintergrundmaterial auch zum geschichtlichen Ablauf versorgt und ihnen auch gleich noch einige eigene Fragestellungen mit auf den Weg gegeben. An Zahlen ablesbar ist jedenfalls, dass der »Haller Willem» Jahr für Jahr mehr Zuspruch erfährt. Wurden 1996 noch 1490 Fahrgäste am Tag gezählt, waren es 2001, im Jahr nach der Modernisierung, schon 3000 - also eine glatte Verdoppelung. 3360 Personen fuhren 2004 täglich mit dem Zug, im vergangenen Jahr waren es 4000. Wissen möchte der VVOWL aber zusätzlich, ob die Erneuerung der Bahnstrecke die Region gestärkt hat und ob die Anlieger der Bahn den »Haller Willem« als »starkes Stück« in der Region sehen. Kai Schulte erhofft sich aus den Antworten auch Anregungen, wie man mit geringen Mitteln weitere Maßnahmen anstoßen kann, um noch mehr Passagiere zu werben.

Artikel vom 04.01.2007