02.01.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Saddam: Rache befürchtet

Gewalt im Irak ungebrochen - weltweite Kritik an Hinrichtung

Bagdad (Reuters/dpa). Nach der Hinrichtung Saddam Husseins ist die Gewalt im Irak ungebrochen. Am frischen Grab des am Samstag gehängten Ex-Präsidenten schworen Hunderte seiner Anhänger Rache. Anhänger des irakischen Ex-Diktators kündigten nach der Hinrichtung Racheakte an.Foto: Reuters

Bei mehreren Autobombenanschlägen nach der Hinrichtung wurden mehr als 70 Menschen getötet. Für eine weitere Zuspitzung der Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen könnte ein im Internet veröffentlichtes, inoffizielles Video der Hinrichtung sorgen. Darauf ist zu hören, wie schiitische Wächter den Todeskandidaten beschimpfen.
Als letzte Worte sprach Saddam das islamische Glaubensbekenntnis, die Schahad: »Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Prophet«. Als er es wiederholt, kommt er nur noch bis zum Wort »Mohammed«, bevor die Falltür aufgeht. Zuvor ist zu sehen, wie einige der Wächter im Raum Hochrufe auf einen der größten Gegner Saddams skandieren. Einer ruft, Saddam habe den Irak zerstört und werde in die Hölle kommen. Der Ex-Diktator antwortet: »Der Irak ist nichts ohne Saddam.«
Am Sonntag zogen Hunderte zu Saddams Grab in seinem Heimatdorf Audscha. Sie knieten und beteten in der mit Marmor verkleideten Moschee, wo der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtete Ex-Machthaber in einer privaten Feier beigesetzt worden war. »So Gott will, wir werden Vergeltung üben«, sagte ein trauernder Mann am Grabe.
Iraks Regierungschef Nuri Al-Maliki erklärte nach der Hinrichtung, »ein dunkles Kapitel der irakischen Geschichte« sei beendet. Nach der Exekution zogen tausende Iraker - vor allem Angehörige der von Saddam besonders verfolgten Kurden und Schiiten - jubelnd durch die Straßen.
Die Hinrichtung des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein durch den Strang ist weltweit überwiegend auf Kritik gestoßen. Ablehnende Reaktionen kamen unter anderem von der EU und vom Vatikan. Die USA, Israel und der Iran bewerteten die Exekution hingegen positiv. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte: »Wir respektieren dieses Urteil, aber es ist bekannt, dass die Bundesregierung gegen die Todesstrafe ist.« Sie fügte hinzu: »Ich wünsche dem irakischen Volk, dass es seinen Weg ohne Gewalt und in Frieden gehen kann.«
US-Präsident George W. Bush kündigte gestern eine Fortsetzung des Kampfes im Irak »ohne Wankelmut« an. Die USA würden 2007 ihre »Offensive gegen die Feinde der Freiheit fortsetzen. Unterdessen bestätigte die US-Armee, dass die Zahl ihrer getöteten Soldaten im Irak auf 3000 gestiegen ist. Seite 2: Leitartikel
Sonderseite: Themen der Zeit

Artikel vom 02.01.2007