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Auch Kehrmann
reißt's nicht raus

TBV Lemgo verliert in Minden

Von Oliver Kreth
Lemgo (WB). Sechs Niederlagen in den letzten sieben Spielen, die letzte am Samstag gegen GWD Minden. Der TBV Lemgo steckte nach dem 28:29 tief in der Bundesliga-Krise.

Vor allem die Art und Weise, wie sich der selbst ernannte Champions-League-Aspirant vor 3600 Zuschauern präsentierte, war erschreckend. Keine Leidenschaft, kein Kampfgeist - von spielerischen Momenten ganz zu schweigen. Wie man in schwierigen Zeiten auftreten muss, demonstrierten die Gastgeber. GWD Minden kämpfte leidenschaftlich, der Sieg war deshalb absolut verdient.
War die Stimmung nach dem 22:30 gegen Balingen schon schlecht, nach dem erneuten Debakel wuchsen Frust und Hilflosigkeit noch. »Wir sind in einer Situation, die der TBV nicht gewohnt ist, die uns nicht schmeckt. Wenn es spielerisch nicht gelingt, dann muss eben noch mehr Leidenschaft und vielleicht auch brachiale Gewalt ins Spiel kommen. Da war uns Minden voraus«, meinte Trainer Volker Mudrow, der auch einräumte, nicht zu wissen, warum es derzeit in seinem mit Nationalspielern gespickten Kader nicht läuft. Nach der Balingen-Blamage hatten seine Akteure noch Solidaritätsadressen abgesondert, doch auf dem Parkett taten sie fast nichts, um ihren Coach zu unterstützen.
Wie groß die Verzweiflung beim TBV ist, dokumentierte auch der Einsatz von Florian Kehrmann. Der verletzte Nationalspieler war am Freitag geröntgt worden. Der Arzt gab sein o.k., und »Flo« seinem Trainer das Zeichen, ihn im Notfall einsetzen zu können. Das wurde schneller (21. Minute) nötig, als befürchtet. Denn die Gäste lagen in der ersten Halbzeit permanent im Hintertreffen. Zur Pause stand es 12:11 für Minden. Damit konnte sich Mudrow noch einverstanden erklären: »Wir wollten das Spiel von hinten aufbauen, aus einer stabilen Abwehr.« Doch in Durchgang zwei kassierte der Ex-Meister 17 Treffer. Mudrow: »Das darf nicht passieren.« Auch dann nicht, wenn Spieler wie Markus Baur angeschlagen sind (nur 15 Minuten und bei Siebenmetern im Einsatz), Logi Geirsson und Torwart Jörg Zereike gar nicht zum Einsatz kommen konnten.
Entsetzt war auch der sportliche Leiter des TBV. Volker Zerbe tigerte nach dem Abpfiff durch die Kampahalle-Katakomben, saß mit leerem Blick bei der Pressekonferenz neben seinem Trainer. Zerbe: »Ich bin sehr enttäuscht von der Mannschaft. Auch wenn wir im Umbruch sind, so verfügen wir über gute Spieler. Und von denen habe ich nach dem Tiefpunkt in Balingen gedacht, dass sie jetzt wissen, worum es geht. Da fehlen mir einfach die Worte.«
Die wird er bald wiederfinden müssen. Denn dass es so nicht weitergehen kann, ist seit Samstag wohl allen klar. Zerbe und Manager Fynn Holpert (derzeit im Urlaub) werden die Entscheidung treffen müssen, ob Mudrow beim Rückrundenstart noch auf der Bank sitzen wird. Auch wenn er an der Niederlage gegen Minden die geringste Schuld hat.

Artikel vom 02.01.2007