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Herber Rückschlag im eigenen Land

WM 1982: Absturz auf Rang sieben - Magier Stenzel muss gehen

Bielefeld (WB/kru). Nach dem WM-Titel 1978 und mit der Aussicht, die nächste WM im eigenen Land auszurichten, wurde der deutschen Auswahl um Trainer Vlado Stenzel schon 1978 eine Favoritenrolle für die WM 1982 zugeschrieben.

Allerdings kündigte sich bereits im Vorfeld an, dass das Unternehmen WM in Deutschland in die Hose gehen könnte: Nach dem Olympiaboykott 1980 sah sich Stenzel einer Rücktrittsflut (Hofmann, Klühspies, Brand, Rauer) ausgesetzt, hinzu kamen Personalquerelen (mit Freisler, Wunderlich und Hormel waren nur noch drei Spieler vom Aufgebot in Dänemark übrig), Joachim Deckarm fiel nach seinem Unfall beim Europacup-Spiel zwischen Gummersbach und Tatabanya aus und außerdem häuften sich organisatorische Ungereimtheiten im Umfeld der Mannschaft. So blieb letztendlich die Zielsetzung, sich als Sechster direkt für Olympia 1984 zu qualifizieren.
Als Fragen blieben: Kann die »100-Tage-Mannschaft« von Vlado Stenzel gegen die Konkurrenz bestehen? Ist der Druck im eigenen Land zu groß? Hatte sich in der achtjährigen Amtszeit von Stenzel nicht einiges verschlissen? Der sowjetische Trainer Anatoli Jewtuschenko unterstellte Berechnung: »Das bisherige Abschneiden scheint mir den Zweck zu verfolgen, die Aufmerksamkeit abzulenken, die Rivalen einzuschläfern.«
Die Weltspitze war seit der letzten WM noch enger zusammengerückt, nur die Sowjetunion galt als haushoher Favorit. Dahinter wurde die Mannschaft der DDR genannt, die mit fünf Spielern (Rost, Wahl, Dreibrodt, Wiegert, Schmidt), die je weit mehr als 100 Länderspiele absolviert hatten, eines der erfahrensten Teams ins Rennen schickte und natürlich Rumänien, das sich als viermaliger Weltmeister für den siebten Platz in Dänemark revanchieren wollte. Als Geheimfavorit galt Ungarn. Erstmals dabei war Kuwait, das nach dem Olympiaverzicht Japans und Chinas Auftaktgegner der westdeutschen Mannschaft war.
Am Ende wurde die Sowjetunion Weltmeister und bezwang Jugoslawien nach Verlängerung 30:27 (12:12/23:23). Sensationell war die Niederlage von Rumänien gegen Spanien und der Sieg der CSSR gegen die DDR in der Hauptrunde. Ungarn (9.) und die DDR (6.) blieben hinter den Erwartungen zurück. Das Stenzel-Team landete nach dem 16:16 gegen die Schweiz in der Hauptrunde auf dem vierten Platz und war aus dem Medaillenrennen, besänftigte das Publikum aber mit einem 19:15 gegen Spanien im Spiel um Platz 7. Die Stenzel-Ära war nach heftiger Kritik am Bundestrainer vorbei. Deutschland hatte die Qualifikation für die Olympia verpasst und musste zwölf Monate später bei der B-WM auflaufen.
Einziger Trost: Deutschland präsentierte sich den 141 000 Zuschauer aber als guter Gastgeber. Torschützenkönig wurde der Rumäne Vasile Stinga.
Deutschland: Andreas Thiel, Klaus Wöller, Stefan Hecker; Ulrich Gnau, Peter Stulle, Bernd Timm, Manfred Freisler, Peter Meisinger, Frank Dammann, Thomas Krokowski, Erhard Wunderlich, Klaus Kuhnigk, Klaus Voik, Thomas Springel, Frank Harting, Claus Hormel
Trainer: Vlado Stenzel

Artikel vom 03.01.2007