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Auf der Schwedenschanze
Ruhe vor Knallerei genossen

Kirchdornberger feierten Silvesterparty der anderen Art

Von Gerhard Hülsegge
und Carsten Borgmeier (Foto)
Kirchdornberg (WB). Einsam auf einem Berg den Jahreswechsel begehen. Den Blick auf die Stadt und das Feuerwerk genießen und mit ihm das neue Jahr begrüßen. Nur eine Idee fürs Bayerische? Keineswegs: Nicole Kieselbach aus Kirchdornberg feierte Silvester 2006/07 am Teuto - mit Freunden auf der Schwedenschanze!

»Von hier oben hat man einfach eine tolle Aussicht«, begründet die 34-jährige Pädagogin die Auswahl der besonderen Feierstätte auf dem Bußberg, wo sich im 17. Jahrhundert Dornberger Landwehrbauern mit einer Schanze wie im 30-jährigen Krieg gegen die Truppen des Bischofs Christoph Bernhard Graf von Galen schützen wollten. »Vorausgesetzt, das Wetter ist gut.« Hierfür konnte Bärbel Casper (55) zwar nicht sorgen. Immerhin aber für Essen und Getränke. Schließlich offeriert sie Wanderern gemeinsam mit Ehemann Jürgen seit Jahren Kaffee, Lumumba und auch kleine Speisen zur Stärkung, ehe die ihren Marsch über den Hermannsweg auf dem Kamm des Teutos fortsetzen.
Für den 31. Dezember hatten die Pächter der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Hütte in Besitz der Stadt Bielefeld Kartoffelsalat, Würstchen und Gulaschsuppe vorbereitet. »Nichts Berauschendes«, wie die Wirtin findet, aber so zuzubereiten, dass sich der Aufwand in Grenzen hält. Schließlich ist die Schutzhütte, die 1912 zu Ehren von Kaiser Friedrich III., dem letzten Grafen von Ravensberg, errichtet wurde, im Grunde nur zu Fuß zu erreichen. Strom liefert ein Generator, der jedes Mal auf den Berg gebracht werden muss. Für Nicole Kieselbach kein Hindernis. Sie wollte nur »die Ruhe und die Silvesterstimmung genießen«. Mit Freunden und Bekannten vom Reiterhof Kückert teilte sie das besondere Erlebnis. Zwar wurden auch schon Geburtstage und Hochzeiten auf der Schwedenschanze gefeiert. Allerdings war es dann Sommer und man konnte sich verstärkt im Freien aufhalten. Jetzt ist die dank Feuerwehr und Sponsoren von außen auf Hochglanz polierte Hütte auch beheizt und bietet 20 Leuten Platz. Mit der Innenrenovierung soll am 20. Februar begonnen werden.
Gemütlichkeit stellte sich in der Silvesternacht sehr schnell ein. Auf der Hütte können schließlich auch CDs abgespielt werden. Andere Gäste schwören auf ihre Mundorgel oder singen selbst.
Die Silvester-Gäste mussten nur wenig mitbringen. »Eine Taschenlampe sollten sie aber schon dabei haben«, hatte Bärbel Casper ihnen im Vorfeld jedoch geraten. »Auf dem Rückweg ist es nämlich stockfinster. Man sieht nichts.« 21 Uhr begann die »Sause« auf der mit 306 Metern vierthöchsten Erhebung Bielefelds. Um 2 Uhr erfolgte dann der Abstieg. »Wenn zwischendurch Wanderer des Weges kommen, begrüßen wir sie natürlich mit einem Silvesterschluck«, meinte Nicole Kieselbach.
Die Einladung galt natürlich auch für »Grenzgänger« aus dem benachbarten Steinhagen. Nur bei der Frage nach einem Klosett mussten selbst die Silvesterfeierer passen. Hier gilt auf der Schanze wie eh und je die Devise: Herren in die Büsche rechts, Damen in die Büsche links...

Artikel vom 02.01.2007