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Prachtvolle Perfektion in Krisen-Zeiten

Pohlmann: »Ein echt irrer Hahn«

Von Marco Purkhart
Versmold-Loxten (WB). Wenn Silvester die letzten Sekunden vor Mitternacht verstreichen, wird Wolfgang Pohlmann mit einem Lächeln das vergangene Jahr Revue passieren lassen. »Denn es war das erfolgreichste meiner Karriere«, sagt der seit 56 Jahren als Zwerghuhnzüchter tätige Loxtener.

Der Grund seiner Freude: Anfang Dezember räumte der 62-Jährige in Leipzig richtig ab. In der Messestadt nahm Pohlmann an der 25. Europaschau teil, wo insgesamt 75 000 Tiere ausgestellt wurden - darunter allein 50 000 Rassegeflügel-Exemplare.
Wolfgang Pohlmann, der schon früh die Leidenschaft seines Vaters teilte und sich 1950 im zarten Alter von sechs Jahren dem Rasse- und Vogelschutzverein Versmold anschloss, trat in der Kategorie »Barnevelder-Zwerghuhn, doppelt gesäumt« mit hohen Ambitionen an: »Ich gehöre seit 20 Jahren zu den deutschen Spitzenzüchtern. In der Bundesrepublik gibt es kaum noch einen Züchter, der kein Tier aus meiner Blutlinie in seinem Stamm hat«, zählte für den zweifachen Deutschen Meister (2002, 2003) in Leipzig nur eine Top-Platzierung.
Und die erreichte Pohlmann mit seinen zwei Kollektionen à vier Tiere in der Tat: In der Gesamtleistung sicherte er sich gegen die deutsche Konkurrenz, Schweizer und Niederländer den Europameister-Titel, zudem stellte er die beste Henne und den besten Hahn. »Mein größter Erfolg«, freut sich der Loxtener, dem im Jahr 2006 lediglich die Deutsche Meisterschaft fehlte, wo die Zeichen ebenfalls auf Sieg gestanden hätten: »Der amtierende Deutsche Meister wurde in Leipzig nämlich nur Fünfter.« Eigentlich jedoch sind es nicht die klangvollen Titel, die Pohlmann mit Glücksgefühlen erfüllen. »Mir bedeutet mein Hahn, der als bestes Exemplar mit dem Europa-Championat ausgezeichnet wurde, am meisten.«
Das acht Monate junge Tier habe - gemessen an den Bewertungskriterien - eine ästhetische Dimension erreicht, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wäre. »Ich habe schon viele Tiere gezüchtet, aber noch nie solch einen prächtigen Zeitgenossen. Das ist ein echt irrer Hahn, nahezu perfekt!« Die vollendete Form und Farbe sei das Ergebnis hingebungsvoller Zuchtarbeit: »Meine Zwerghühner bekommen nur bestes Vitaminfutter und freien Auslauf«, bietet Pohlmann seinen 20 Tieren ein anderthalb Hektar großes Traumgehege.
Einst stolzierten auf seinen Wiesen bis zu 100 Hühner auf und ab. »Doch die Aufstallpflicht wegen der Vogelgrippe zwang mich und viele Kollegen, die Tiere zu verkaufen. Der Platz in den Ställen hätte nicht mehr gereicht, das wäre Tierquälerei.« Um so mehr freut sich Pohlmann, in derartigen Krisen-Zeiten seinen stolzesten Hahn gezüchtet zu haben.

Artikel vom 29.12.2006