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Wo jedes Buch selbst gelesen wird

Klein, aber fein: Die Bibliothek der Kirchengemeinde hat kompetente Mitarbeiter

Werther (ka). »Was können Sie uns heute empfehlen?« Diese Frage von Lesern hören Sigrid Ilsenberg und Martina Zurmühlen besonders gern. Die beiden Damen arbeiten in der evangelischen Gemeindebibliothek - ehrenamtlich - und sie bekommen diese Frage recht häufig gestellt.

Die beiden Frauen kennen die meisten der Leser und auch ihre Vorlieben. Im Laufe der Zeit habe sich zu vielen ein persönliches Verhältnis entwickelt, wie sie erzählen. Das mag auch daran liegen, dass die beiden Hobbybibliothekare stets Büchertipps parat haben. Sie versuchen, jedes Buch, das sie anschaffen, selbst zu lesen: »So können wir individuell auf die Wünsche der Nutzer eingehen.« Den beiden Leseratten macht ihre Arbeit sichtlich Spaß.
Die Gemeindebibliothek hat einen Bestand von über 4 800 Büchern: Schöne Literatur, Biografien, Sach- sowie Kinder- und Jugendbücher. »Natürlich haben wir auch kirchliche Literatur«, ergänzt Sigrid Ilsenberg. Die Ausleihe ist kostenlos. Spiele, CDs und DVDs sowie Zeitschriften gehören nicht zum Angebot. Das lassen ihr Etat und die Räumlichkeiten im Obergeschoss des Gemeindehauses nicht zu. Aus diesen Gründen sieht die Leiterin die Gemeindebibliothek auch nicht als Konkurrenz zur Stadtbibliothek. Ilsenberg: »In Werther ist genug Platz für zwei Einrichtungen.«
Die Gemeindebibliothek verfügt über einen Jahresetat. Welche Bücher angeschafft werden, können die Hobbybibliothekare selbst entscheiden. Bei ihrer Auswahl würden sie sich stets, wie Sigrid Ilsenberg und Martina Zurmühlen betonen, um Aktualität bemühen, aber auch auf Wünsche der Leser eingehen. Da das Budget in den letzten Jahren gekürzt wurde, müssten sie noch kritischer überlegen, was sie einkaufen. Besonders stolz ist die Leiterin auf eine der neuesten Errungenschaften: das gerade veröffentlichte Vorlese- und Mitmachbuch für Kinder »Kennst du Böckstiegel?«.
Wer kommt und liest die Bücher? »Es ist ein buntes Publikum«, sagt Martina Zurmühlen. Mütter mit kleinen Kindern würden genauso die Bibliothek nutzen wie Rentner. Es sind aber nur wenig männliche Leser darunter. Dafür freuen sich die beiden, wieder mehr Jugendliche begrüßen zu können. Sie schätzen, dass sie etwa 120 Stammleser haben: »Es dürfen gerne mehr sein.«
Vor zwölf Jahren hat Sigrid Ilsenberg mit der Tätigkeit in der Gemeindebibliothek ihr Hobby verwirklicht: »Lesen, lesen und lesen.« Das Bibliothekarwissen hat sich die 68-Jährige in Lehrgängen angeeignet. Auch Martina Zurmühlen liebt Bücher und arbeitet seit fast sieben Jahren ehrenamtlich in der Gemeindebibliothek mit, die seit den 50er Jahren besteht. »Wir sind ein ganz gutes Team«, sagt Sigrid Ilsenberg und Martina Zurmühlen nickt bestätigend. Gearbeitet wird noch »auf die schöne, alte Art«: mit Karteikarten. Das sei völlig ausreichend. Allerdings hätten sie gerne einen Computer, um den Bestand leichter verwalten zu können. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Einschlagen der Bücher in Folie, das Katalogisieren und das Anlegen von Buchkarten anlegen. Arbeiten, die die Frauen außerhalb der Ausleihzeit zuhause erledigen.
Donnerstags von 15 bis 17 Uhr hat die Gemeindebibliothek geöffnet. »Längere Öffnungszeiten können wir leider nicht anbieten«, sagt Sigrid Ilsenberg. Schließlich seien sie hier ehrenamtlich tätig. Martina Zurmühlen ergänzt, dass sich die Nutzer gut auf diesen Tag eingestellt hätten: »Donnerstag ist Bibliothekzeit.«

Artikel vom 16.02.2007