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Endlich daheim: Tim feiert
Weihnachten in der Familie

Fünfjähriger ist nach Transplantation auf dem Weg der Besserung

Von Volker Zeiger
Enger (EA). Das Weihnachtsfest 2006 ist das schönste, das es jemals für die junge Engeraner Familie Lissel gab: Der jüngste Sproß, der fünfjährige Tim Lukas, feiert mit seinem Bruder Maurice Leon, seiner Mutter Sylvia und seinem Vater Jörg in der Gewissheit, ein neues Leben erhalten zu haben. Tim hatte Leukämie. Vor knapp acht Wochen wurden ihm neue Stammzellen, die von einem genetischen Zwilling stammten, transplantiert.

Zwei lange Jahre, die von der Diagnose bis zur Transplantation vergingen, waren geprägt durch viel Leid. Davon ist kaum noch etwas zu spüren. Sechs Tage vor Weihnachten 2006 kam die erlösende Botschaft: »Heute haben wir einen beachtlichen Teil eines langen Weges hinter uns gelassen: Ein kleiner Junge hat eine große Prüfung bestanden und kehrt heim, dorthin wo er hingehört«, teilte Tims Vater Jörg Verwandten, engsten Freunden und Bekannten mit. »Wir sind dankbar, wir sind unendlich froh, wir sind erschöpft, aber hellwach«, schrieb er weiter.
Seit dem »Tag Null«, der Stammzellentransplantation, die im Münsteraner Klinikum vorgenommen worden war, hoffte die Familie und hofften alle Ärzte und Krankenpfleger auf der Isolierstation, dass die neuen und Blut bildenden Zellen vom Körper des Jungen angenommen werden. Nach vier Wochen war ersichtlich, dass Lukas Chancen gut stehen, sagte Jörg Lissel. »Nur etwas schwach ist Tim Lukas noch«, beschrieb Sylvia Lissel die körperliche Verfassung ihres Sohnes.
Die Transplantation war vom Körper gut angenommen worden, die Stammzellen wuchsen. Doch hatte sich zwischenzeitlich eine Kathederentzündung eingestellt, das Katheder musste verlegt werden, berichtete Jörg Lissel. »Das war eine kritische Phase«, erinnerte er sich, denn das Immunsystem seine Sohnes war wegen der Transplantation auf Null reduziert worden. Es wird immer noch unterdrückt, damit der Körper des Jungen nicht doch noch eine Abstoßungsreaktion hervorruft. In fünf Jahren, so Jörg Lissel, könne Tim Lukas wirklich als gesund betrachtet werden.
Daran denkt jetzt niemand, Weihnachten ist wichtiger. Gefeiert wird bei Familie Lissel im kleinen Rahmen, »Tim braucht Ruhe, er muss Kraft sammeln«, sagen seine Eltern.
Unterm Weihnachtsbaum wird daher auch ein besonderes Geschenk stehen: ein Minimotorrad mit elektrischem Motor, damit sich Tim Lukas besser und flinker bewegen kann, »weil ihn viele andere Tätigkeiten sonst zu schnell ermüden«. Spielzeug wie dieses habe ihm während der vergangenen Wochen gefehlt.
Anders als sonst ist der Weihnachtsschmuck: Der Baum ist aus Kunststoff, und Blumen und sonstiges Grün sind aus der Wohnung gestellt worden. Sporen und Pollen von Gewächsen könnten der Gesundheit von Tim Lukas schaden, sagt sein Vater. Nach den paar Tagen zu Hause stellte die Familie aber erleichtert fest, dass sich »Tim immer besser fühlt«. Damit steige auch die Chance, dass ihr Sohn von Juli an wieder in den Kindergarten gehen kann, denken die Eltern. »Weihnachten ist eine Zeit der Besinnlichkeit, Ruhe und Wohlgemut, das sind Eigenschaften die uns auch schon in der Vergangenheit immer geholfen haben«, schrieb Jörg Lissel, als er mit Tim nach Hause kam. »Der Verstand kann uns sagen was wir unterlassen müssen, aber das Herz sagt uns, was wir tun müssen«. Genauso habe die Familie stets gehandelt.

Artikel vom 23.12.2006