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Wort zum Sonntag

Heute von Barbara Schneider-Postzich

Barbara Schneider-Postzich schreibt das Wort zu Weihnachten.

»Mama rüstet auf!«, spotten meine Kinder jedes Jahr, wenn ich unser Haus weihnachtlich dekoriere. Ich mag Weihnachtsdeko und schmücke grundsätzlich nach dem Motto: Lichterketten und Kerzen hat man nie genug und zweitens ein bisschen Tannengrün passt überall hin, auch ins Bad und den Hauswirtschaftsraum (wenn schon bügeln, dann auch schön).
Das ewige Gemecker über den übertriebenen Dekowahn in der Advent- und Weihnachtszeit kann ich deshalb so richtig nicht nachvollziehen. Klar gibt es merkwürdige Auswüchse, und Weihnachten ist schließlich erst im Dezember, dann aber richtig. Ich sehe in all den Lichtern und Dekorationen den Ausdruck der Freude auf und an Weihnachten. Man kann darüber spekulieren, ob all das Getue nun oberflächlich ist und am Eigentlichen des Festes vorbeigeht. Man kann aber auch einfach nur feststellen, dass Menschen eine Sehnsucht haben nach Freude und Frieden und sich einfach anstecken lassen vom Zauber dieses Festes. Vielleicht steckt dahinter sogar die intuitive Einsicht, dass der normale Alltagswahnsinn nicht alles sein kann und dass andere Dinge wichtig sind in unserem Leben: Zeit für die Familie und Freunde, Zeit für sich selbst und für viele Dinge, die im Alltag immer wieder zu kurz kommen.
Der Monatsspruch für den Dezember steht beim Propheten Jesaja (12,3) und lautet: »Ihr werdet Wasser schöpfen voll Freude aus den Quellen des Heils.«
Weihnachten - eine Zeit der Freude, das ist verständlich. Damit Weihnachten aber auch eine Quelle des Heils wird, dazu braucht es wohl mehr als Kerzen und Deko. Freude zu Weihnachten können wir uns selbst machen und auch anderen Menschen. Aber das Heil schaffen wir uns nicht selbst, sondern das müssen wir uns schenken lassen. Heil wird die Welt dadurch, dass Gott selbst in die heillose Welt kommt: klein, unscheinbar, unspektakulär - wie das Kind in der Krippe.
Gott stellt sich auf die Seite der Schwachen, Unscheinbaren und Unbedeutungen. Er kommt in die Welt und stellt all unsere Maßstäbe und Vorstellungen auf den Kopf. Das Gute zu Weihnachten kommt einmal nicht »von oben«, sondern von »ganz unten«. Das Kleine hat Verheißung, und Gott ist denen nahe, die schwach sind. Verrückt ist das nach unseren Maßstäben, denn wir setzen ja immer auf die eher imponierenden Erscheinungen, auf die Leute mit den klugen Ideen und weisen Reden, wenn es darum geht Probleme zu lösen.
Weihnachten verändert die Perspektive. Wenn man darüber nachdenkt könnte man tatsächlich sagen, dass Weihnachten eine Protestbewegung gegen unsere Alltagswirklichkeit ist. Wie kann Weihnachten aber zur Quelle des Heils werden, also zu einer Botschaft, die andauert und für unser Leben von Bedeutung bleibt. Wahrscheinlich müssen wir es so machen wie Maria, von der es in der so genannten Weihnachtsgeschichte heißt, dass sie all die Worte in ihrem Herzen bewegte. Sie hat offenbar auch nicht sofort verstanden, was die Botschaft von Weihnachten für uns Menschen bedeutet, aber sie ist nachdenklich geworden. Das sollten auch wir tun, nachdenklich werden, die Botschaft mitnehmen über die Feiertage hinaus und sie vor allem in unser Herz lassen. Mit den Dingen, die wir im Hirn haben ist es ja mitunter so eine Sache, dass was man aber im Herzen hat, von Herzen tut und mit dem Herzen betrachtet, ist heilsam für uns selbst und andere.

Artikel vom 23.12.2006