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Sommerflieder treibt bereits Blüten

Pflanzen richten sich nicht nach Kalender - Ralf Upmann: »Zu warm für diese Jahreszeit«

Von Frauke Kanbach
Steinhagen (WB). Es grünt, an Bäumen und Sträuchern hängt noch Laub, und hier und da blüht es sogar. Der Winter, der am 22. Dezember kalendarisch begonnen hat, wird seinem Namen noch nicht gerecht. Es ist viel zu warm für diese Jahreszeit. Nicht nur wir Menschen sind verwirrt, sondern auch die Pflanzen.

Während von Schneeglöckchen noch nichts zu sehen ist, treibt zum Beispiel der Sommerflieder bereits Blüten und die Knospen der Kätzchenweiden gehen auf. »Es ist schon kurios«, sagt Ralf Upmann von der gleichnamigen Baumschule, »was wir dieser Tage beobachten können«. Da würden Hasel- und Erlenpollen umherfliegen, deren Zeit normalerweise erst im Februar sei. Der Gärtnermeister hofft, dass genug Pollen übrig bleiben, um im Frühjahr die Früchte zu bestäuben. Das Unkraut höre nicht auf zu wachsen, das warme Wetter verlängere die Saison für Pilzkrankheiten und aus südlichen Ländern kämen neue Schädlinge wie die Kastanienminiermotte zu uns, so Upmann weiter. Für die Kastanie ist die Lage besonders prekär, denn die Miniermotte hat hier keine natürlichen Feinde.
Der Sommer sei zu lang und zu trocken gewesen und der Winter verschiebe sich immer weiter in die Monate Februar und März, versucht der 44-Jährige Gründe und Ursachen für das kuriose Treiben der Pflanzen zu finden. Für die Baumschule bedeuten diese Umstände konkret, dass die Kunden auch später pflanzen. Die Verringerung der Zeit zwischen Aufzucht und Auslieferung stellt Upmann vor arbeitswirtschaftliche Probleme. Diese Zeit versucht er aufzufangen, indem er Jungpflanzen bereits im Januar und Februar heranzieht. Upmann: »So lange es nicht schneit oder gefriert, ist das kein Problem.«
Der Gärtnermeister macht immer häufiger die Erfahrung, dass sich immer weniger Menschen mit Pflanzzeiten auskennen. Im Oktober werde er oft gefragt, ob man jetzt noch anpflanzen könne: »Dann beginnt die eigentliche Pflanzzeit.« Upmann schüttelt den Kopf und fügt hinzu, dass Obstgehölze, Bäume, Hecken und Sträucher ohne Bedenken im Januar und Februar angepflanzt werden können. »Wenn es frostfrei ist«, fügt er hinzu. Also ab ins Freie, liebe Gartenfreunde. Nach Einschätzung der Meteorologen wird Hoch »Zeno« noch eine Weile bleiben.
Auf das immer spätere Einsetzen des Winters hat die Baumschule bereits reagiert und ihr Sortiment um frostverträgliche mediterrane Pflanzen erweitert. Feigenbäume, Weinreben, Hanfpalmen und Kamelien finden auch bei uns immer mehr Abnehmer. Ralf Upmann kann natürlich keine Garantie übernehmen für Frostschäden. »Der Winter wird kommen«, ist sich Upmann sicher und hat seine Stauden, Gräser und Gehölze im Topf zur Überwinterung schon ins Überdachte gebracht.

Artikel vom 05.01.2007