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Es klappert die Mühle
am heimischen Teich

Günther Englich bastelt seit 30 Jahren mit Holz

Von Kathrin Weege
Isenstedt (WB) Vorsichtig gibt Günther Englich den Flügeln einen Stoß. Langsam drehen sie an der hölzernen Windmühle sich im Kreis. 70 solcher Kunstwerke in den verschiedensten Größen hat der Isenstedter in mehr als 30 Jahren schon gebastelt. An seine erste Mühle kann er sich noch gut erinnern:

»Es war ein Wasserrad mit einer Windmühle. 1973 habe ich sie gefertigt, und sie stand mehr als zehn Jahre bei uns am Gartenteich - dort hielt sie Wind und Wetter Stand. Erst als der Teich im Rahmen eines Hausanbaus weichen musste, wurde die Mühle abgebaut.« Die Idee zur Bastelei kam dem heute 71-Jährigen bei der Einweihung der Hochzeitsmühle in Tonnenheide. »Dort stellte ein Mann kleine Windmühlen aus und verkaufte Baupläne einer Holländer Galerie Mühle, angetrieben mit zwei Mühlsteinen. Für 20 Mark habe ich ihn damals erworben«, erzählt der gelernte Schneider. Eine Investition, die sich gelohnt hat. Denn nach diesem Bauplan hat Englich seine bis heute 70 Mühlen gebaut. Allerdings beschränkt er sich auf das Gebäude, die Mahltechnik baut er heute nicht mehr ein. Das hatte er nur beim ersten Modell gemacht.
»Ich fertige immer wieder die Holländer Galerie Mühle. Sie ist einfach vollkommen. Ein anderes Modell reizt mich nicht.« Langweilig wird dem Rentner, der die Isenstedter Dorfmusikanten leitet, dabei nie: »Ich baue unterschiedliche Größen. Je kleiner die Windmühlen sind, desto ÝknibbeligerÜ wird's. Außerdem arbeitet das Holz. Dadurch treten immer wieder einmal unterschiedliche Schwierigkeiten auf.«
Etwa 1200 Schindeln sorgen für die Dachabdeckung. Zunächst schneidet Günther Englich, der gerade mit seiner Frau Karin (68) die Goldhochzeit feierte, kleine, gleich große Stücke, dann kantet er sie ab, so dass die typische Schindelform entsteht. »Allein das Herstellen der Schindeln dauert mehrere Abende«, sagt Englich. Gerade im Winter verbringt er »die ein oder andere Stunde« abends im Bastelkeller. »Dabei vergesse ich schnell die Zeit.« Seinen Bastelkeller hat er direkt neben dem seines Sohnes Frank. Der ist Tischler und baut dort seine Möbel selber. Zu Anfang hatte ihm der Sohn manchmal Tipps bei der Verarbeitung geben. Heute klappt alles wie von selber, und nach den vielen Mühlen muss Englich auch nicht mehr in den Bauplan schauen.
Mit kleinen Sägen macht sich der Isenstedter ans Werk, dann werden alle Teile verleimt, Türen mit Scharnieren befestigt und hinter den filigranen Fenstern verbergen sich echte Glasscheiben.
Englich ist ein wahrer »Recycling-Künstler«, denn für das Holz verwendet er oft »Abfall-Produkte« - Holzreste, Paletten und auch die Scheiben schneidet er aus einer kaputten Glastür heraus. Alle Teile selber in Form zu bringen, das mache den besonderen Reiz aus. »Fertig bearbeitetes Holz aus dem Baumarkt würde eine kleinere Herausforderung bedeuten, außerdem ist das auch viel teurer.«
Gerade zu Weihnachten sind Englichs Mühlen auch als Geschenke sehr beliebt. Viele von seinen Werken hat er verkauft oder verschenkt, fünf stehen in der Wohnung, weitere im Bastelkeller. »Wir haben zehn Enkel. Sandro (11) interessiert sich für Holzarbeiten. Vielleicht wird er mal das Hobby meines Mannes übernehmen«, meint Karin Englich lächelnd.
Im Flur begrüßt eine dekorativ beleuchtete Windmühle alle Hereintretenden. Bei anderen gibt es nur zu Weihnachten festliche Beleuchtung, der Flur der Familie Englich erstrahlt aber das gesamte Jahr - Dank der Windmühle.

Artikel vom 23.12.2006