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Gemeinsam auf der Bühne

Johannes Heesters und Katja Riemann gefeiert

Von Wilfried Mommert
Berlin (dpa). Für Johannes Heesters geht ein arbeitsreiches Jahr zu Ende. Den Schlusspunkt setzte der 103-Jährige mit einem Spagat zwischen Operette und Big-Band-Jazz mit der Schauspielerin Katja Riemann als Sängerin und dem Capital Dance Orchestra unter dem Motto »Stars Go Swing«.

Ganz so schwungvoll läuft es bei Heesters rein körperlich natürlich nicht mehr, er muss von seiner Frau Simone Rethel-Heesters und seinem Pianisten Uli Kofler gestützt auf die Bühne des Admiralspalast an der Friedrichstraße geführt werden, um dann an den Flügel gelehnt sein beachtliches Programm zu absolvieren. »Ich weiß was Sie denken, der Heesters kann das nicht mehr alleine«, spricht der 103-Jährige freimütig das um seine Standfestigkeit und Gesundheit besorgte Publikum direkt an. »Es sind die Augen! Ich sehe die Requisiten auf der Bühne nicht mehr. Das ist nicht leicht. Aber jetzt singe ich wieder!«
Und die Film- und Operettenlegende aus alten Ufa-Zeiten singt mit immer noch schmetternder Stimme seine Klassiker wie »Man müsste Klavier spielen können« und natürlich das Lied des Grafen Danilo »Heut' geh ich ins Maxim« aus der »Lustigen Witwe«, mit der er in Vorkriegszeiten auf dieser Bühne Triumphe feierte. Aber da ist auch längst der innere Abstand da, wenn Heesters zwar an die »Sturm- und Drang-Zeiten« seiner Jugend erinnert und dann meint: »Wozu brauch' ich noch den 17-jährigen Schwung. Wie schwer hat's ein junger Springinsfeld. Die Sorge, ob du der Beste bist - ein Glück, dass auch das vorüber ist.«
Katja Riemann hält mit ihren schmissigen Songs aus Amerikas Swing- Repertoire kräftig dagegen mit moderneren Klassikern wie »Let's do it, let's fall in Love«. Natürlich gibt es für Riemann eine rote Rose beim Schlussapplaus, aber auch für den 103-jährigen standhaften Herrn an ihrer Seite.
Der abenteuerliche Spagat zwischen Operettenseligkeit und Big- Band-Swing ging glatt an diesem Abend, auch wenn Heesters seit langem erstmals wieder mit großer Orchesterbegleitung aufgetreten ist und im Vorfeld auch meinte: »Ich höre immer von Swing. Das ist schön, hat aber nichts mit mir zu tun.« Hatte es auch nicht, der Abend hatte wundersame zwei eigene Teile. Aber mutig war es.

Artikel vom 22.12.2006