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Der lange Weg zum »Hermann«

WESTFALEN-BLATT-Serie: Andreas Faethe beim Training mit dem Ex-Sieger

Von Hans-Heinrich Sellmann
Versmold (WB). In der Szene ist es das erstrebenswerteste Ziel des Jahres - das »Ziel: Hermannslauf«. Tausende Athleten aus der Region richten schon dieser Tage den Blick auf das letzte April-Wochenende. Einige laufen einfach drauf los, andere verlassen sich auf ihr eigenes, bewährtes Programm, und wieder andere schließen sich einer Trainingsgruppe an.

Der Versmolder Andreas Faethe ist einer von 180 Läufern, die in diesem Jahr auf die Ratschläge des früheren Hermannslaufsiegers Andreas Ewert vertrauen. »Ewys« Training erfreut sich von Jahr zu Jahr größerer Beliebtheit und lockt Läufer aller Leistungsklassen an. Das WESTFALEN-BLATT begleitet in den Wochen bis zum »Hermann« drei Altkreis-Renner auf ihrem langen Weg.
Der führte den 39-jährigen Faethe in diesem Jahr erstmals in die Arme von Ewert. »Ein Bekannter hatte mir davon erzählt.« Und nach kurzem Zögern ging Faethe hin, wenn auch zu Beginn noch nicht hundertprozentig überzeugt. »Ich wollte erstmal nur schauen, was da gemacht wird.« Training auf der Bahn für einen erwiesenermaßen bergigen Lauf? Im Ravensberger Stadion hörte sich Andreas Faethe bei seinen neuen Mitstreitern zunächst erstmal um. »Runden drehen? Bringt das überhaupt was?«, fragte der schon recht erfahrene Hermannsläufer. Immerhin steht 2007 bereits seine vierte Teilnahme auf dem Programm. Die Antwort gab's schnell, sozusagen am eigenen Leibe. »Nach wenigen Einheiten war mir klar, wie wichtig die Tempoläufe für die Fitness sind.«
Bislang hatte die Vorbereitung des Versmolders immer gleich ausgesehen: regelmäßiges Training inklusive Teilnahme an diversen Volks- und Marathonläufen und acht Wochen vorm »Hermann« nach Borgholzhausen, um sich für die bergigen Passagen fit zu machen. Die Resultate konnten sich durchaus sehen lassen. Als ehemaliger A-Liga-Kicker des SC Peckeloh verfügte Faethe über eine gewisse Grundschnelligkeit (»Meine Mitspieler sagten früher schon immer: ÝMein Gott, der läuft und läuft. . .Ü«) und hatte 2004 beim ersten Mal vom Denkmal zur Burg immerhin schon den Berlin-Marathon absolviert. 2:40 Stunden standen nach der Premiere zu Buche und in den beiden folgenden Jahren sollten sich die Ergebnisse kontinuierlich verbessern. Erst auf 2:20, dann auf 2:14. »Ich weiß natürlich, dass sich die Zeiten gerade in meinem Alter nicht mehr in diesem Maße verbessern lassen. Aber noch mal schneller zu sein, das wär' schon was«, sagt der Familienvater.
Dass ihm Andreas Ewert und dessen Trainergarde dabei helfen können, davon ist Faethe schon nach wenigen Wochen überzeugt: »Das Bahntraining macht richtig Spaß. Man stapft bei diesem schäbigen Wetter nicht mehr durch die Dunkelheit.« Von der Struktur ist er sogar »total begeistert«: »Die Einteilung in drei Gruppen nach Leistungsvermögen und Schnelligkeit ist wirklich super. Das ist alles sehr gut organisiert.«
Von den Tipps des »Cheftrainers« hat Faethe gleich beim ersten Wettkampf unter dessen Regie profitiert - hautnah. »Wir haben uns mehr oder weniger zufällig beim Weihnachtscross getroffen. ÝEwyÜ fragte, was ich mir vorgenommen hatte, und bot an, mich zu begleiten.« Eine 1:04 hatte Faethe im Visier und glaubte im Ziel, seinen Augen nicht zu trauen. Exakt eine Stunde, vier Minuten und sechs Sekunden hatten die beiden nach 16 Kilometern auf der Uhr. »Wenn dich einer zieht, hilft das ja schon enorm. Wenn's aber dann auch noch einige wertvolle Tipps gibt, dann geht's richtig nach vorne«, sagt Andreas Faethe im Rückblick.
»Kürzere Schritte! Luft ausatmen!« Ewerts Anweisungen kamen auch dann noch überlegt und zackig, als Faethe schon längst nicht mehr sprechen wollte. »Am Anfang hatten wir uns ja noch ganz nett unterhalten.«
Im neuen Jahr will Andreas Faethe »mit ÝEwyÜ noch mal ins Detail gehen«, ausloten, was möglich ist am Sonntag, 29. April, wenn es vom Hermannsdenkmal aus in Richtung Sparrenburg geht. Die eigene Zeit ein drittes Mal zu verbessern, ist heute schon das Minimalziel. Vielleicht wird es in den kommenden Wochen und Monaten aber noch ein bisschen konkreter.

Artikel vom 22.12.2006