22.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fünf Fragen an ...

Jan-Fiete Buschmann (GWD Minden)


Vier Spiele und zehn Tore - das sind die Zahlen der bisherigen Nationalmannschaftskarriere von Handballer Jan-Fiete Buschmann. Der 25-jährige Wertheraner, der in der A-Jugend zu GWD Minden wechselte und dort aktuell seine siebte Saison in der ersten Bundesliga bestreitet, feierte in Linz im November 2003 gegen Österreich sein Debüt im DHB-Trikot. Im Gespräch mit WB-Mitarbeiter Johnny Dähne blickt er auf die in 28 Tagen beginnende Handball-Weltmeisterschaft voraus.

Wie und wo wirst Du die Handball-WM verfolgen?Jan-Fiete Buschmann: Während der WM-Zeit muss ich auf jeden Fall mein Reha-Programm wegen meiner Schulterverletzung durchziehen. Außerdem trainieren die Spieler, die nicht an der WM teilnehmen, ganz normal weiter. Da werde ich dann auch, so weit es geht, wieder einsteigen. Natürlich wäre es wünschenswert, einige Spiele auch live in der Halle zu sehen. Während der Deutschland-Spiele werden wir wohl trainingsfrei bekommen. Karten habe ich für die Zwischenrunde in Dortmund, aber auch das muss ich noch mit meinem Trainer absprechen.

Warum stehst Du eigentlich nicht selber auf dem Parkett?Jan-Fiete Buschmann: (lacht) Weil ich nicht nominiert bin. Aber Spaß beiseite, Christian Zeitz und Holger Glandorf sind aufgrund ihrer Klasse auf meiner Position schon seit längerer Zeit gesetzt. Die Jungs sind einfach ein Stück besser. Dazu kam meine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Melitta, während der ich einige Trainingseinheiten, wie zum Beispiel zusätzliche Extraschichten im Kraftraum, einfach nicht mitmachen konnte.

Holger Glandorf, Christian Zeitz und Rolf Hermann sind allesamt wie Du Linkshänder. Aber nur zwei sollen mitkommen. Welche würdest Du nehmen?Jan-Fiete Buschmann: Wie schon gesagt, Zeitz und Glandorf sind einfach nicht mehr wegzudenken. Durch ihre konstanten Leistungen im Verein und auch im Europapokal haben sie sich in den Vordergrund gespielt und stehen völlig zu Recht da, wo sie jetzt sind. Diese internationalen Spiele sind es vor allem, die ihnen einen Vorsprung vor Rolf sichern. Rolf spielt mit Nettelstedt eben »nur« gegen den Abstieg. Gut für ihn, dass er in der kommenden Saison mit Lemgo, wenn sie es denn schaffen, auch im Europapokal spielt. Rolf lebt besonders von seinem schnellen Armzug und seiner Athletik. Dennoch wird es schwer für ihn, Glandorf und Zeitz zur WM noch zu überholen.

Du hast mit GWD zwar noch nicht im Gerry Weber Stadion gespielt, hast aber vielleicht gehört, wie die Tennis-Arena als Bundesliga- und jetzt auch als WM-Spielort von deinen Kollegen angenommen wird?Jan-Fiete Buschmann: Mit so vielen Spielern habe ich noch nicht über das Stadion gesprochen. Es soll aber ein echtes Erlebnis sein, in dieser Halle zu spielen. Natürlich würde es mir schon gefallen, wenn ich dort einmal mit Minden gegen Lemgo antreten dürfte.

Wer ist für dich WM-Favorit und wie schneidet die deutsche Mannschaft ab?Jan-Fiete Buschmann: Für mich gibt es mit Spanien, Frankreich, Kroatien und auch Deutschland vier große Favoriten. Die Spanier überzeugen mich durch ihre überragende Körperlichkeit, die ihnen bei der kompromisslosen 6-0-Abwehr sehr weiterhilft. Vor allem Kreisläufer Rolando Orios ist unglaublich. Frankreich ist ähnlich stark besetzt, wobei sie spielerisch etwas besser sind und dazu in Daniel Narcisse und Nikola Karabatic absolute Top-Individualisten in ihren Reihen haben. Auch Kroatien ist mit ihrer ersten Sieben - solange sich keiner verletzt - sehr zu beachten. Unsere Mannschaft ist allein durch den Heimvorteil zu den Mitfavoriten zu zählen. Was mit einer Euphorie im Rücken möglich ist, hat man ja dieses Jahr bei den Fußballern gesehen. Von den afrikanischen Teams und Russland erwarte ich nicht allzu viel. Die Russen sind erst wieder bei Olympia zu beachten, wenn sie ihr obligatorisches achtwöchiges Trainingslager durchziehen. Mein Teamkollege Dimitri Kusilew hat mir von Trainingsinhalten erzählt, die hier undenkbar wären.

Artikel vom 22.12.2006