23.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Piepser unterm Weihnachtsbaum

Markus Schlüting und Lukas Wodz retten Heiligabend - Weihnachten in der Rettungswache

Lichtenau (WV). Im trauten Kreise der Familie unterm Weihnachtsbaum Lieder singen und Geschenke auspacken - für Lukas Wodz und Markus Schlüting wird daraus nichts in diesem Jahr. Die Rettungsassistenten der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) haben am Heiligen Abend Dienst. Doch zwischen den Einsätzen wollen es sich auch die beidenÊ jungen Männer in der Rettungswache Lichtenau gemütlich machen.

»Wir werden schön zusammen kochen und essen«, verrät Lukas Wodz. Und auf der Speisekarte stehen am Heiligen Abend weder Pizza noch Currywurst. »An Hummer haben wir gedacht. Wir haben beide noch nie Hummer gegessen. Aber das wollen wir am Fest unbedingt mal ausprobieren«, erklärt der 24-Jährige.Ê Und wenn der nächste Notruf eintrifft, während sich der Speisekrebs noch im Topf befindet? »Das ist schade. Aber nach dem Einsatz schmecktÕs hoffentlich auch noch.«
Kollege Markus Schlüting bleibt da gelassen. Sieben Jahre Erfahrung im Rettungsdienst haben ihm gezeigt, dass der Heilige Abend zumeist relativ ruhig verläuft. »Tagsüber kommt es manchmal zu Haushaltsunfällen, wenn es bei den Vorbereitungen fürÕs Fest hektisch wird. Danach kehrt aber auch für uns hoffentlich etwas Ruhe ein. Etwa ab 22 Uhr haben wir dann wahrscheinlich wieder mehr zu tun - vermutlich sind dann vor allem internistische Fälle zu betreuen«, berichtet der 30-jährige Paderborner. Dabei handele es sich häufig um Menschen, die kurzfristig aus dem Krankenhaus entlassen worden seien, um den Heiligen Abend im Familienkreis verbringen zu können, die nach der Bescherung doch noch gesundheitliche Probleme bekommen.
»Außerdem können an den Feiertagen vereinzelt psychologische Notfälle auftreten«, ergänzt Lukas Wodz. »Der Heilige Abend ist ein Tag, an dem einsame Menschen oft besonders leiden. Allerdings funktionieren hier in Lichtenau die Familienstrukturen zumeist noch besser als in größeren Städten«, schränkt er ein. Und die eigene Familie? Die ist natürlich über den Feiertagsdienst nicht besonders glücklich. »Aber wir rufen zwischendurch mal zu Hause bei unseren Eltern und bei unseren Freundinnen an. Und an den folgenden Feiertagen lässt sich in der Familie auch ein Teil des Festes nachholen«, versichert Markus Schlüting.
Der Dienst für das JUH-Team beginnt am Vormittag des Heiligen Abends um 8 Uhr. Dann findet zunächst ein kurzes Übergabegespräch mit der Rettungswagen-Besatzung des Vortages statt, der Wagen wird kontrolliert, Material aufgefüllt. 24 Stunden sind Markus Schlüting und Lukas Wodz dann in Bereitschaft. Insofern ist auch der Heilige Abend ein Dienst wie jeder andere.
Für die beiden Johanniter ist die Arbeit an diesem Tag kein Problem. »Es ist doch klar, dass zum Fest die Familienväter in der Regel frei haben sollten. Und wenn nicht immer die gleichen Leute am Heiligen Abend Dienst haben, ist das dann völlig in Ordnung.« Außerdem haben die Retter mit ihren Kollegen die Lichtenauer Wache geschmückt. Auch ein Weihnachtsbaum vermittelt etwas festliche Atmosphäre in der Rettungswache - fast so schön, wie zu Hause im trauten Familienkreis.

Artikel vom 23.12.2006