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Das Innenleben des
Menschen offenbart

Hochmoderne neue Radiologie im Klösterchen


Von Sabine Schulze (Text)
und Bernhard Pierel (Fotos)
Bielefeld (WB). Dr. Christoph Schülke zaubert wie ein Trickfilmer: Er dreht die Hand, die auf dem Bildschirm erscheint, entfernt mit einem Klick Haut, Muskeln, Sehnen und Gewebe, so dass nur noch Gefäße und Knochen zu sehen sind. Und lässt mit dem nächsten Klick auch noch die Knochen verschwinden. Von innen und außen, von jeder Seite kann er nun die Adern in der Hand betrachten. Die allerneueste Technik macht's möglich. Sie erlaubt den Medizinern des Franziskus-Hospitals noch bessere Durch- und Einblicke als bisher.
Das Krankenhaus an der Kiskerstraße hat 3,5 Millionen Euro in seine vollständig neue Radiologie-Abteilung investiert. Mehrere Monate dauerte der Umbau der weiter laufenden Abteilung, die jetzt mit den modernsten High-End-Geräten bestückt ist. Deren Highlight ist ein Computertomograph (CT) der neuesten Generation, der allein mit 980 000 Euro zu Buche schlug.
Standardröntgenaufnahmen werden künftig in Raum I und II durchgeführt (mit einem modenen Unfallarbeitsplatz für bettlägerige Patienten); die Untersuchung und Therapie von Gefäßen findet in Raum III statt. Dort wird nicht nur jede Veränderung an Venen und Arterien aufgespürt, sondern können Adern auch direkt geweitet und stützende Gerüste (Stents) eingesetzt werden. Raum IV ist der Mammographie und voroperativen Feingewebeuntersuchungen der Brust vorbehalten. Die Krönung der neuen Abteilung aber findet sich in Raum V mit dem neuen CT - ein derzeit einzigartiges Gerät in den Krankenhäusern des Regierungsbezirks.
»Die Schnittbilddiagnostik hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung genommen«, sagt Dr. Georg Rüter, Geschäftsführer des Franziskus-Hospitals. Keine halbe Sekunde benötigt die Röntgenröhre, um den Patienten einmal zu umfahren und dabei 64 Schichtaufnahmen zu machen. Und höchstens 20 Sekunden dauert es, bis der CT das Innenleben des Patienten offenzulegen, dessen Liege dabei gleichmäßig ein Stück vorrückt. Gleichzeitig wird die schnellstmögliche Körperbewegung »überholt«, erklärt Prof. Dr. Heribert Reichelt, Chefarzt der Radiologie: Das pulsierende Herz stört dadurch nicht die Bilder. »Es werden jetzt so filigrane Aufnahmen möglich, dass wir uns zum Teil Katheteruntersuchungen des Herzens ersparen können.«
Die neue CT-Technologie spielt auch in der Strahlentherapie eine Rolle, gewinnt sie doch die Datengrundlagen für den Bestrahlungsplan durch den CT. »Bei Brustkrebsbetrachtungen können beispielsweise Atembewegungen - die in der linken Brust anders sind als in der rechten - berücksichtigt werden«, betont Rüter.
Im Zuge der Neuausstattung des Klösterchens wurden die bisherigen Röntgenfilme ersetzt: Sämtliche Bildaufnahmen stehen nun im gesamten Krankenhausnetz jedem Arzt auf seinem PC zur Verfügung, und die Radiologie ist voll digitalisiert. CT-Aufnahmen liefern zum Beispiel auch die Daten für eine virtuelle Reise durch einen Darm - auf der Suche nach Polypen und Tumoren.
Auch das neue Operationszentrum, das vor fünf Jahren eingerichtet wurde, war auf diese Technik bereits vorbereitet: Am OP-Tisch hängen Flachbildschirme, auf denen der Chirurg alle Facetten der Bildaufnahmen immer wieder abrufen und kontrollieren kann.

Artikel vom 21.12.2006