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Spannender Einblick in Alltag eines Pastors

Sozialpraktikum des Gymnasiums: Julian Wegmann begleitet Adam Szymanski 13 Tage lang

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Welch vielfältige Aufgaben ein Pastor doch zu erledigen hat, das hat Julian Wegmann schon ziemlich erstaunt. Der 14-Jährige ist gerade zwei Wochen lang beim katholischen Pfarrer Adam Szymanski »in die Lehre« gegangen: Das Sozialpraktikum stand für die neunten Klassen des Steinhagener Gymnasiums an.

Es ist ja nicht nur die Messe und das Gespräch mit Gemeindegliedern. Dienstbesprechungen mit den Kollegen aus dem Pastoralverbund wollen abgehalten, Kommuniongruppen und Altenheime besucht werden. Und schließlich wartet auch noch jede Menge Bürokram. Den Einblick in den Alltag eines Gemeindepfarrers fand der Schüler schon höchst interessant. Und er ist gerne mitgekommen, wenn Adam Szymanski in diesen auch für einen Pastor hektischen Wochen vor Weihnachten von der Adventsfeier der Seniorengemeinschaft zur Caritas-Konferenz eilte, wenn er Seelenamt und Gottesdienst bei einer Beerdigung halten musste. Der 14-Jährige hat die wöchentliche Lebensmittelausgabe der Gütersloher Tafel im Pfarrheim ebenso kennen gelernt wie die Kommunionkinder in Werther und Steinhagen. Er hat sich von Gemeindesekretärin Beate Cloes in Ablage und Archiv einweisen lassen, PC-Programme sortiert, Texte für Trausprüche zusammengestellt und Zetungsartikel für die Chronik aufgeklebt.
Und dabei hat er nicht nur wichtige Erkenntnisse ganz praktischer Art für das Ordnungssystem am Schreibtisch daheim gewonnen, sondern auch ganz neue Einblicke in die Kirchengemeinde, die er doch seit so vielen Jahren kennt, und ihre religiöse wie soziale Bedeutung gesammelt: »Die Wirkung, die ein Pfarrer auf die Menschen hat, ist schon erstaunlich. Als der Pastor vor der Messe im Altenheim durch die Reihen ging und die Hände schüttelte, sah man richtig, wie sich die Mienen aufhellten und die Leute viel lebhafter und bewegter wurden«, schildert der 14-Jährige. Diese Begebenheit wird sicherlich in seinem Praktikumstagebuch landen, das er demnächst in der Schule abgeben muss.
Seinen Praktikumsplatz in der Steinhagener St. Hedwigs-Gemeinde hat er sich selbst gesucht. Durch das Engagement seines Großvaters im Pfarrgemeinderat und durch seinen Bruder, der Messdiener ist, aber auch durch die eigenen regelmäßigen Besuche der Gottesdienste hatte Julian Wegmann schon eine feste Verbindung zur Kirchengemeinde: »Ich fand deshalb, dass ich hier an der richtigen Stelle für mein Praktikum bin«, sagt er.
Noch sensibler auf seine MitMenschen einzugehen, noch mehr auf ihre Probleme zu horchen, das hat er sich fest vorgenommen. Und er wird sich der Internetseite der Messdiener annehmen. Doch nicht nur dem Schüler haben die 13 Tage in St. Hedwig etwas gebracht. Auch hat Julian Wegmann für eine Neuerung in der Kirchengemeinde gesorgt: Erstmals wird in diesem Jahr in der Christmette (Heiligabend um 22 Uhr) eine alte Pfadfinder-Tradition auch in Steinhagen Einzug halten. Julian wird - vielleicht mit dem ein oder anderen Steinhagener Pfadfinder-Kamerad - das »Friedenslicht aus Bethlehem« in die Kirche tragen.

Artikel vom 21.12.2006