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Turbo-Abi:
Schule muss
Gas geben

Modellversuch am Städtischen

Von Michael Delker
Gütersloh (WB). Das Abitur nach zwölf Jahren setzt die Gymnasien unter Druck. Weil zwölf Monate weniger zur Verfügung stehen, muss der Stoff schneller an die Schüler vermittelt werden. In den sechsten Klassen wird das Städtische Gymnasium deshalb ab Februar auch Unterricht am Nachmittag anbieten.

»Das Abitur nach zwölf Jahren führt zu einer Verdichtung der täglichen Lernzeit. Darauf müssen wir reagieren«, erklärt der Leiter des Städtischen Gymnasiums, Siegfried Bethlehem. Beim Nachmittagsunterricht in der Jahrgangsstufe sechs handele es sich um einen Modellversuch, der vorerst auf ein halbes Jahr ausgelegt sei. Einmal in der Woche würden die Schüler zwei Stunden lang im Fach Geschichte unterrichtet. Der Vorteil: »Uns stehen am Nachmittag alle Möglichkeiten der neuen Medien zur Verfügung«, sagt Siegfried Bethlehem. In Jahrgangsstufe sechs bilden Griechen und Römer den Unterrichtsinhalt im Fach Geschichte, somit können die Schüler selbstständig im Internet recherchieren und Projekte realisieren.
Für die Sechstklässler wird das Gymnasium erstmalig ein Mittagessen anbieten. Hierzu sollen der Kiosk und der Aufenthaltsraum umgestaltet werden. »Das Essen soll Teil des gemeinsamen Schullebens sein«, erklärt Bethlehem. Um die Voraussetzungen zu verbessern, setzt der Schulleiter auf den anvisierten Neubau der Sporthalle, wo entsprechende Räumlichkeiten vorgehalten werden sollen. Je Mahlzeit werden 2,75 bis 2,95 Euro fällig.
Auf dem Weg zum Abitur nach zwölf Jahren ist der Nachmittagsunterricht in den unteren Jahrgangsstufen nur ein Weg. Als zweite Maßnahme will das Gymnasium ver-stärkt Doppelstunden am Vormittag anbieten. »Wenn die Schüler länger in der Schule sind, muss der Unterricht anders gestaltet werden. Deshalb wollen wir das Lernen am Vormittag entschleunigen«, so der Schulleiter. Doppelstunden böten die Möglichkeit zu intensiver Projekt- und Gruppenarbeit.
Ein nächster Schritt könnte der so genannte Epochal-Unterricht sein. Der Gesetzgeber eröffnet den Schulen die Möglichkeit, die Stundenanzahl in Fächern wie Geschichte oder Erdkunde für einen bestimmten Zeitraum zu erhöhen und zu vermindern. So könnte das Gymnasium von Januar bis Ostern vier statt zwei Stunden Geschichte in der Woche anbieten. Erdkunde würde dann nicht unterrichtet. Der Erdkunde-Stoff würde in jeweils vier Wochenstunden von Ostern bis zu den Sommerferien vermittelt, und im Gegenzug blieben die Geschichtsbücher in diesem Zeitraum zu Hause. Ein genauer Zeitplan zur Einführung des Epochal-Unterrichts wurde noch nicht festgelegt. »Der 45-Minuten-Takt muss entzerrt werden«, meint Bethlehem mit Blick auf die Unterrichtsgestaltung.

Artikel vom 20.12.2006