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Ein Schlag, der alles verändert

Schlaganfallgruppe des DRK Versmold: Hilfe für mehr Selbständigkeit

Von Frauke Kanbach
Versmold
(WB). »Wie ein Blitz aus heiterem Himmel« trifft der Schlaganfall einen Menschen fast immer unerwartet. Und danach ist nichts mehr, wie es vorher war. Die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe des DRK-Ortsvereins Versmold hilft Schlaganfallpatienten, wieder zurück ins Leben zu finden.




Seit sieben Jahre besteht diese Gruppe bereits und wird von fünf Spezialistinnen betreut: Diplom-Psychologin Ursula Engelking, Logopädin Gisela Gebhard, Ergotherapeutin Michaela Köstner, Krankengymnastin Ingeborg Storre und Hirnleistungstrainerin Liselotte Micheel. Bis auf die Ergotherapeutin sind alle von Anfang an dabei und haben die Gruppe wachsen sehen.
»Wir sind ein Team«, fasst es Ursula Engelking zusammen. Momentan arbeiten sie kontinuierlich einmal in der Woche mit 26 Schlaganfallpatienten im Alter von 40 bis 90 Jahren. In Deutschland ereignen sich etwa 300 000 Schlaganfälle pro Jahr. Hervorgerufen durch eine Minderdurchblutung des Hirngewebes oder eine Blutung im Gehirn kann die Schädigung unterschiedliche Hirnregionen betreffen und verschiedenste Beschwerden auslösen. Sie betreffen in der Regel das Bewegen, Sehen, Sprechen, Fühlen und Denken. Manche Schlaganfall-Folgen können sich zurückbilden, häufig jedoch bleiben die Beschwerden dauerhaft bestehen.
Die Versmolder sind stolz darauf, im Umkreis die einzige Gruppe zu sein, die integrativ arbeitet. Engelking erklärt: »Körper, Geist und Seele sollen ganzheitlich berücksichtigt werden.« Sie wollen einerseits helfen, Fähigkeiten wieder zu erlernen oder zu verbessern, und andererseits die Menschen aus ihrer Isolation herausholen, formulieren die Frauen ihr Ziel.
In der Praxis bedeutet dies, dass neben dem therapeutischen Training auch das gesellige Beisammensein gefördert wird. Angeboten werden Unternehmungen, Singen, Kaffeetrinken und Basteln.
Oft brechen nach einem Schlaganfall alte Freundeskreise weg. Was auch ein Stück nachvollziehbar sei, wie Liselotte Micheel erklärt, denn viele Patienten könnten nach dem Schlaganfall nicht wieder ihr altes Leben aufnehmen: »Hier in der Gruppe können sie neue Freunde finden.« Wichtig sind auch die Angehörigen der Schlaganfallpatienten. »Sie müssen sich auf die veränderte Situation ebenso einstellen, wie der Patient«, fügt Gisela Gebhard hinzu. Auch sie finden bei den Teammitgliedern stets ein offenes Ohr.
Und für die Frauen ist es schon fast selbstverständlich geworden, dass sie es nur noch nebenbei erwähnen: Bis auf Ergotherapeutin Michaela Köstner arbeiten sie ehrenamtlich. Die Treffen finden an jedem Mittwoch von 15.30 bis 17.30 Uhr in der DRK-Seniorentagesstätte in der Ravensberger Straße 39a statt.

Artikel vom 05.01.2007