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Ein Staatsmann und ein
echtes rheinisches Original

Landrat Adenauer erinnert an seinen Großvater

Steinhagen (fn). Eine imposante Gestalt der deutschen Nachkriegszeit: Konrad Adenauer. Doch für Güterslohs Landrat war er einfach »mein Opa«. Sven-Georg Adenauer ließ im Rahmen des »Literarischen Adventskalenders« die Erinnerung an seinen berühmten Großvater in Anekdoten wieder aufleben.

60 Gäste drängten sich in der Mensa des Rathauses und lauschten gespannt den Ausführungen des »Bruders von Helmut Kohl« - »denn der bezeichnet sich immer als Enkel Adenauers«, so der Landrat schmunzelnd.
Als der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland am 19. April 1967 91-jährig an den Folgen einer schweren Virus-Bronchitis starb, war Sven-Georg Adenauer sieben Jahre alt. Die Gedenkminute in der Schule, der Trauerzug mit dem Schiff auf dem Rhein -Êerst nach dem Tod sei ihm als kleinen Jungen so richtig klar geworden, dass sein Großvater ein besonderer Mann gewesen sei. Wenn er auch immer schon eine besondere Autorität und strenge Ausstrahlung gehabt habe.
Sven-Georg Adenauer erzählte vom »weißen Haus am Drachenfels«, der Villa des Großvaters in Rhöndorf. Seine eigene Familie habe im Haus darunter gewohnt, und so habe er mit seinen Geschwistern oft im großen Garten dort oben gespielt - der »Alte« war bekanntermaßen Rosenliebhaber. Sonntags traf sich dort die ganze Familie zum Mittagessen, die Kinder mussten an einem Extratisch Platz nehmen. Noch heute trifft sich in dem Haus über dem Rhein die etwa 70-köpfige Adenauer-Familie am zweiten Weihnachtstag.
Anhand des Anekdoten-Büchleins von Peter Seibert, des Chauffeurs des Alt-Kanzlers, ließ Sven-Georg Adenauer den Mann hinter dem Amt vor dem inneren Auge seiner Zuhörer lebendig werden, natürlich auch dank seines rheinischen Dialekts. Auch wenn Adenauer nie jenes überlieferte Wort »Jeben se Jas, Herr Seibert« ausgesprochen hat - unausgesprochen liebte er rasantes Tempo, war dabei aber ein sparsamer, eigensinniger Fuchs. »Er war jemand, der unendlich am Leben hing, und glaubte, dass ohne ihn nichts lief«, sagte der Landrat. Und er fügte zum Beleg eine Anekdote an: Konrad Adenauer hatte eines seiner 24 Enkelkinder auf dem Schoß. Das fragte er: »Was möchtest du werden, wenn du groß bist?« Darauf das Kind: »Bundeskanzler.« Adenauer: »Wie? Das bin ich dochÉ«

Artikel vom 20.12.2006