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Frisches Futter für den Smalltalk

»Lebenshilfe«-Bücher erleben einen Boom auf dem Markt

Von Gregor Tholl
Münster/Frankfurt (dpa). Warum steckt Gähnen an? Macht Schokolade Pickel, und auf welche Prominenten wurde schon mal ein Torten-Attentat verübt? Fragen wie diese beantworten zu können, scheint nicht wirklich wichtig zu sein.

Dennoch interessieren sich mehr und mehr Deutsche für Wissen dieser Art. Die Zahl neuer Bücher, die die Neugier auf Detailwissen und -halbwissen stillen, steigt stetig. Damit kommt der Leser zwar nicht wirklich weiter, glänzt aber auf jeder Party. Gerade zu Weihnachten sind diese Schriften nach Händlerangaben auch ein beliebtes Geschenk - sei es aus Überzeugung oder Verlegenheit.
»Wir nennen diese Bücher oft nur ÝKlugscheißerÜ-Bücher oder augenzwinkernd Lebenshilfe-Bücher«, sagt eine Buchverkäuferin in Münster. Die Titel heißen etwa: »Warum Frauen schneller frieren«, »Was macht das Licht, wenn's dunkel ist?« oder »Warum haben Männer Brustwarzen?«
Deutschlands zweitgrößter Internet-Buchhändler buch.de in Münster beobachtet schon seit längerem den Trend zum Sachbuch. Der Leiter der Buchabteilung bei buch.de, Jörg Hentzschel-Fröhlings, sagt: »Schotts Sammelsurium«, »Dr.Ankowitschs Konversationslexikon« - das Angebot für Bildungsbeflissene oder solche, die es sein wollen, wird immer größer.« Solche Werke seien unterhaltsam und gut geeignet, immer frisches Futter für den nächsten Smalltalk parat zu haben.
Allein demEichborn-Verlag haben gut 45 Buchtitel dieser Art in den vergangenen zehn Jahren einen Millionenumsatz beschert. Vom »Lexikon der populären Irrtümer« (Gesamtauflage 750 000), bis hin zum »Lexikon der Öko-Irrtümer«: »Das Erfolgsrezept besteht darin, allgemein verbreitete Ansichten unterhaltsam aufzunehmen oder zu widerlegen. Der oft männliche Leser zwischen 25 und 45 Jahren bekommt Stoff für Party-Talk und Besserwisserei«, sagt Sprecher Dieter Muscholl.
Nicht nur Bücher, auch TV-Quiz-Sendungen wie »Genial daneben« und »Wer wird Millionär?« bedienen Deutschlands »Rechthaber«. Oft erfährt man in den TV-Shows Fakten oder Worterklärungen, die - beiläufig fallen gelassen - Eindruck schinden.

Artikel vom 20.12.2006