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Vom Leben auf Gut Böckel

Hertha-Koenig-Werkausgabe wird im kommenden Jahr fortgesetzt

Rödinghausen (os/BZ). Ulla Hahn und Ulrike Almut Sandig erhielten vor zwei Wochen den Hertha-Koenig-Literaturpreis (wir berichteten).
Der Preis wird alle zwei Jahre in Erinnerung an die Schriftstellerin und Mäzenin Hertha Koenig verliehen, die mehr als 50 Jahre ihres langen Lebens auf Gut Böckel verbrachte. Rainer Maria Rilke besuchte sie auf Böckel, auch Bundespräsident Theodor Heuss war bei ihr gern zu Gast.
Seit 1992 sind die Werke Hertha Koenigs wieder zugänglich. Sie erscheinen nach und nach in einer schön gestalteten Werkausgabe im Bielefelder Pendragon Verlag. Der Verlag konzipierte auch eine Ausstellung zum Leben und Werk Hertha Koenigs, die im vergangenen Jahr in Herford gezeigt wurde. Weitere Stationen sind im kommenden Jahr geplant. Die Ausstellung informiert über ihr Leben und über die Bedeutung des Gutes im Wandel der Zeiten.
Die Werkausgabe wird im kommenden Jahr mit einer CD und einem Gedichtband fortgesetzt. Zuletzt erschienen sind der Roman »Die lippische Rose« und ein Band mit Erinnerungen.
Für »Die lippische Rose«, in den fünfziger Jahren entstanden und jetzt erstmalig erschienen, hat Hertha Koenig gründlich recherchiert und ein Stück westfälischer Geschichte aus dem frühen 18. Jahrhundert auferstehen lassen. Die Protagonisten sind nicht frei erfunden - vielmehr decken sich die Hauptfiguren und die Schauplätze in der Abtei in Herford und am Fürstenhof in Detmold mit historischen Ereignissen und Personen der Jahre 1715 bis 1729. Auch die Sprache der Zeit hat Hertha Koenig nachempfunden.
Der Band »Hinter den Kulissen eines Lebens« beinhaltet eine Sammlung von autobiographisch geprägten Texten aus Hertha Koenigs Nachlass, die zum Teil bisher unbekannt waren.
Thematisiert werden unter anderem ihre Kindheit und ihr Aufwachsen auf Gut Böckel, politische und gesellschaftliche Phänomene ihrer Zeit (München von 1913 bis 1918, die Zeit vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg).
Der Leser erfährt interessante Details über die Freundschaft zu bekannten Persönlichkeiten wie Rainer Maria Rilke, Oscar Maria Graf, Otto von Taube, Carl Jacob Burchhardt, Alfred Schuler, Max Picard, Martin Heidegger und Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten, der in der Villa Hammerschmidt in Bonn residierte, die früher dem legendären russischen »Zuckerkönig« und Großvater von Hertha Koenig, Leopold Koenig, gehört hat.
»Sie ist die verständigste Gastgeberin in ihrem Haus auf Böckel«, schreibt Rainer Maria Rilke 1917 an Katharina Kippenberg. »Die versammelten Erinnerungen aus über sieben Jahrzehnten verdienen es, vor dem Hintergrund einer solchen Würdigung, gelesen zu werden«, heißt es zu Recht in einer Verlagsankündigung. Außerdem erfährt der Leser viel über das Leben auf Gut Böckel.

Artikel vom 23.12.2006