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Ein Handy ist der Herzenswunsch

Malittes feiern Weihnachten zwischen Christvesper und Mitternachtsgottesdienst

Von Julia Lüttmann
Hücker-Aschen (SN). In Pastorenfamilien ist Weihnachten immer noch ein bisschen stressiger als in anderen Familien. Und wenn dann auch noch fünf Kinder im Grund- und Vorschulalter auf die Bescherung warten, ist Trubel vorprogrammiert. Trotzdem nimmt sich die Familie Malitte - die Eltern Markus und Susanne und ihre Kinder Lisa (10), Lena (8) und die Drillinge Lukas, Lars und Lydia (6) - jedes Jahr Zeit für ihre Party für Jesus.

Dass man nie weiß, was einen genau erwartet, diese Erfahrung hat Pastor Markus Malitte als Vater des quirligen Quintetts schon vor einigen Jahren gemacht. Trotzdem kann er sich vorstellen, wie der Weihnachtsabend in diesem Jahr ablaufen wird. Spätestens am Morgen des 24. soll der Weihnachtsbaum geschmückt werden, da packen alle Kinder gerne mit an.
Dann wird die Wohnzimmertür geschlossen, die Geschenke werden unter den Baum gelegt und bei den Kindern breitet sich eine große Betriebsamkeit aus. Da gilt es Geschenke zu vollenden oder schnell einzupacken. Nachmittags geht Markus Malitte dann zur Arbeit: Zwei Gottesdienste für kleinere und größere Kinder in der Kirche in Hücker-Aschen stehen um 15 und 16.15 Uhr auf dem Programm, um 18 Uhr ist Christvesper in Groß-Aschen. Für Markus Malitte ist danach an Heiligabend der Dienst beendet, seine Frau Susanne übernimmt von 23 Uhr an noch die Leitung des Mitternachtsgottesdienstes in Wallenbrück. »Dazwischen ist dann unser Zeitfenster für die Familie«, beschreibt Markus Malitte. Dann wird gegessen, gesungen und die Geschenke werden übergeben.
Was sie sich wünschen, das haben die kleinen Malittes schon vor Wochen festgehalten: An der Pinnwand hängen die langen Listen, die von einem eigenen Klavier bis zu Fahrrad und Spielekonsole alles umfassen, was das Kinderherz begehrt. Der größte Wunsch - das ist auch bei Pastorenkindern nicht anders - ist das Handy. Auf der Wunschliste ist es eigens mit Textmarker leuchtend gelb markiert.
Die Geschenke bringt im Hause Malitte übrigens nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind: Diese »Kunstfiguren« mögen die Eheleute Malitte nicht. Stattdessen feiern sie eine Party für Jesus - eine Idee, die sie aus dem gleichnamigen Kinderfilm von Daniel Kallauch haben.
Und wenn der Heilige Abend überstanden ist, fällt auch der Stress von Susanne Dremel-Malitte ab. Zwei Gottesdienste gestaltet ihr Mann an den beiden Weihnachtsfeiertagen mit, dann ist auch Zeit für Freunde, Familie - wenn nichts dazwischen kommt. Bei fünf Kindern bleibt das natürlich nicht aus.
Ein Weihnachtsfest musste Markus Malitte schon einmal mit seinem Sohn Lukas im Krankenhaus verbringen, weil er eine Weihnachtskugel gegessen hatte. Heute wird darüber gelacht - wie über die meisten unzähligen Anekdoten rund um die Feiertage. Als besonders anstregend ist Susanne Dremel-Malitte das Weihnachtsfest vor fünf Jahren in Erinerung geblieben, als ihre Drillinge gerade krabbeln konnten.Ê»Da sind wir auf elektrische Kerzen umgestiegen.«
Unvergesslich ist auch das Fest, an dem die Mutter am Abend die Pakete wieder wegräumte, weil ihre Rasselbande den ganzen Abend mit einem Plastikeierkocher spielte. Und vor drei Jahren machte eine Dame aus der Gemeinde ihr eine besondere Freude: Sie hatte der Familie versprochen, an Weihnachten für sie zu kochen. »Und dann hat sie uns ein kaltes Büfett aufgebaut«, schwärmt Susanne Dremel-Malitte von so viel Hilfsbereitschaft.
Die erfährt die Großfamilie immer wieder. »Fünf Kinder zu haben ist für die meisten unvorstellbar. Aber bei anderen wird das positiv aufgenommen«, weiß Markus Malitte. »Unsere Gesellschaft dürstet nach Kindern«, hat er bemerkt. »Weil Kinder sagen, was sie denken, intuitiv wahrnehmen, was um sie herum passiert. Das finden alle toll.«
Und so möchten Markus Malitte und seine Frau Susanne Dremel-Malitte mit niemandem tauschen - auch wenn es bei ihnen um einiges turbulenter zugeht als bei anderen. Und auch die Weihnachtsfeiertage bleiben für sie immer etwas Besonderes: Malitte freut sich stets auf die Gottesdienste, weil er den Christen die Botschaft des Festes vermitteln kann.
Wenn es ihm dann gelingt, den Menschen etwas mit auf den Weg zu geben, dann ist das für ihn das schönste Geschenk.

Artikel vom 23.12.2006