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Im Januar streikt die Post

Briefe und Pakete bleiben liegen - Beamte sollen länger arbeiten

Von Ernst-Wilhelm Pape
Bielefeld/Herford (WB). Poststreik in Ostwestfalen-Lippe: Vom 8. Januar an sollen Briefe und Pakete zunächst an mehreren Tagen nicht zugestellt werden. Die Schalter in den Filialen sollen stundenweise geschlossen bleiben.
Anfang 2007 bleiben die Postfilialen geschlossen.

Durch ihre Arbeitskampfmaßnahmen will die Gewerkschaft Verdi im Tarifstreit um längere Arbeitszeiten für Beamte die Arbeitgeberseite an den Verhandlungstisch zwingen. Bisher sei jedes Gespräch verweigert worden, sagte ein Verdi-Sprecher.
Bundesweit werde es zu einem sogenannten Erzwingungsstreik kommen. Kein Bereich der Post, wie Filialen und Zustellung, sowie keine Region werde von den Arbeitsniederlegungen ausgenommen. Im Gegensatz zum Warnstreik könne dieser massive Erzwingungsstreik auch mehrere Tage dauern, sagte gestern der Bielefelder Gewerkschaftssekretär Michael Ledig dieser Zeitung.
Streitpunkt ist die geplante Verlängerung der Wochenarbeitszeit für die 60 000 Beamten bei der Post von 38,5 Stunden auf 41 Stunden von Januar an. Verdi sieht allein dadurch 5000 Arbeitsplätze bei den Tarifbeschäftigten gefährdet. In Ostwestfalen-Lippe seien von den 3500 Zustellern 193 betroffen.
Weitere 5000 Jobs könnten bundesweit wegfallen, da der Vertrag zum Kündigungsschutz im März 2008 auslaufe. Zudem müsse damit gerechnet werden, dass in Zukunft auch die Tarifbeschäftigten 41 Stunden arbeiten sollen, um in einem Unternehmen unterschiedliche Arbeitszeiten zu vermeiden. In diesem Fall wären nochmals 10 000 Arbeitsplätze gefährdet.
Die Gewerkschaft befürchtet ferner, dass durch die Zusammenlegung von Paket- und Briefzustellung tausende von Stellen abgebaut werden könnten. Zum 1. Januar werden die 13 Express-Niederlassungen (Paketzentren) mit den 49 Briefzentren verschmolzen. In Ostwestfalen-Lippe sind das Paketzentrum in Bielefeld-Oldentrup und das Briefzentrum Herford betroffen. Bei den Express-Niederlassungen sollen nach Gewerkschaftsangaben die Verwaltungsabteilungen, die für Personal, Steuerung und Service zuständig sind, aufgelöst werden. 1000 Mitarbeiter müssten im Unternehmen eine neue Tätigkeit aufnehmen.
Beim Paketzentrum in Bielefeld, das für Ostwestfalen-Lippe, das Münsterland sowie Teile des Sauerlandes und das nördliche Ruhrgebiet zuständig ist, sind bis zu 60 Verwaltungsmitarbeiter betroffen. Verdi geht davon aus, dass das Bielefeld unterstellte Paketzentrum Münster-Greven dem Briefzentrum Osnabrück zugeschlagen wird. Die Standorte Hamm, Ahlen, Soest und Kamen gingen vermutlich an das Briefzentrum Dortmund.

Artikel vom 15.12.2006