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Kein Horrorszenario in Pium

Jugendliche beteiligen sich an Täter-Opfer-Ausgleich mit Schlömann

Von Hans-Heinrich Sellmann
Borgholzhausen (WB). Eine Aktion mit Signalwirkung, hofft zumindest die Polizei: Die beiden jungen Borgholzhausener, die im Oktober die Skulptur von Günter Schlömann im Garten des Schulze-Cafés umgestoßen und beschädigt hatten, nehmen jetzt am so genannten Täter-Opfer-Ausgleich mit dem Künstler teil - »aus freien Stücken«, wie Kommissar Hans-Joachim Milde sagt.

Die 14-Jährigen waren dem Piumer »Dorfsheriff« Josef Hoppe bereits vergangene Woche ins Netz gegangen (das WESTFALEN-BLATT berichtete am 7. Dezember exklusiv). Im Zuge der Ermittlungen wegen der Weihnachtsmarkt-Prügelei 2005 hatte einer der Schläger den entscheidenden Hinweis gegeben. Hoppe hatte die Täter vor dem diesjährigen Markt persönlich verwarnt und darauf aufmerksam gemacht, was auf sie zukommt, sollten sie nochmals strafrechtlich in Erscheinung treten: erkennungsdienstliche Maßnahmen, Entziehung der Fahrerlaubnis oder hohe Schadenersatzforderungen. »Danach kam einer zu mir und sagte: ÝHerr Hoppe, ich weiß, wer's war.Ü«
Ein Schüler, der im Sommer schon einmal wegen Sachbeschädigung aufgefallen war, gestand sofort, und nach dem kurzen Gespräch hatte Josef Hoppe auch den Namen des Mittäters. Kriminalhauptkommissar Hans-Joachim Milde und Bezirksbesamter Hoppe bezeichneten die Tat im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT gestern als eine »Kraftprobe« wie sie unter Jugendlichen immer 'mal wieder vorkomme. »Von einer Bank aus haben sie die Figur betrachtet und wollten dann testen, wie standfest sie ist«, sagte Josef Hoppe. Mit dem Schaden konfrontiert, seien sie sogleich einverstanden gewesen, ihn auch wieder gutzumachen. Im Zuge des Täter-Opfer-Ausgleichs hat Günter Schlömann vorgeschlagen, dass die Jungen im nächsten Jahr auf seinem Grundstück Buchensetzlinge einpflanzen müssen. Bis dahin wird das offizielle Verfahren gegen die beiden aller Voraussicht nach von der Staatsanwalt eingestellt.
Die Beamten freuen sich über die Einsichtsfähigkeit der Jungen und hoffen auf Nachahmung seitens möglicher anderer Täter. Hans-Joachim Milde: »Das sollte genug Anlass sein, sich bei uns zu melden, sowohl für eventuelle Täter als auch Zeugen.« Denn eine Spur, wer für die weiteren Sachbeschädigungen in Borgholzhausen verantwortlich ist, hat die Polizei nicht. »Die 14-Jährigen haben glaubhaft versichert, keine Hinweise geben zu können«, sagte Milde, der im Übrigen weit davon entfernt ist, in Borgholzhausen ein von randalierenden Jugendbanden geprägtes Horrorszenario zu entwerfen. »Randale in großem Ausmaß ist uns nicht bekannt. Was hier passiert ist, übersteigt nicht unser Alltagsgeschäft.«
Nachdem die Polizei im Oktober die Geschehnisse um Schlömanns Skulptur öffentlich gemacht hatte, sei nichts mehr passiert. Milde geht davon aus, dass für die Taten im Spätsommer maximal drei Jugendliche in Frage kommen, vielleicht aber auch nur einer. »Es gibt bestimmt keine so genannte ÝKampgarten-GangÜ, und anonyme Briefe wie der letzte sind nicht gefährlich, sondern traurig«, sagt der Kriminalbeamte.

Artikel vom 14.12.2006