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Niedrige Gewerbesteuer als Lockmittel

IHK-Geschäftsführer analysiert auf CDU-Einladung Wirtschaftsstandort

Versmold (igs). Eigentlich steht Versmold als Wirtschaftsstandort im OWL-Vergleich ganz gut da. Doch was die Zahl neuer Betriebe und die Wirtschaftsstruktur angeht, hinkt Versmold hinterher. »Die Stadt braucht eine zusätzliche Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen«, lautete einer der Ratschläge, den IHK-Geschäftsführer Christoph von der Heiden am Montag auf Einladung des CDU-Stadtverbandes gab.

»Warum profitiert die Stadt anders als bei anderen Kommunen nicht vom Wirtschaftsboom?«, war nur eine von vielen Fragen, die der CDU-Stadtverband im Vorfeld der Veranstaltung aufwarf. Der Vertreter der Industrie- und Handelskammer zu Bielefeld legte den Finger nach einer umfassenden Analyse der Versmolder Situation im Vergleich zu anderen Kommunen in die Wunde: Während in ganz Ostwestfalen ein bunter Branchenmix die Wirtschaftsstruktur prägt, gibt in Versmold zu 86 Prozent das Ernährungsgewerbe den Ton an.
»Damit ist völlig klar, wo das Problem liegt«, skizzierte von der Heiden die Schwierigkeit, von einer Branche abhängig zu sein: Geht es der Branche gut, geht es auch der Stadt gut, geht die Branche durch eine Krise, betrifft diese auch die Stadt. »Und auch wenn ein Innovationsschub durch die Branche geht, haben Sie auch mal ein schlechtes Jahr«, verwies er auf die ausbleibenden Gewerbesteuer-Zahlungen. »Da muss die Strategie ansetzen: Ein größerer Branchenmix muss her.«
Doch wie neue Unternehmen nach Versmold locken? »Sie haben hervorragende Voraussetzungen mit dem interkommunalen Gewerbegebiet«, lobte der IHK-Geschäftsführer das wachsende Gebiet an der A 33 zwischen Borgholzhausen und Versmold. »Eine Erweiterung sollten sie rechtzeitig in Angriff nehmen.« Was allerdings nicht verlockend sei, sei der Gewerbesteuerhebesatz, der mit 403 v.H. im Durchschnitt liegt. Als Beispiel nannte von der Heiden hier Verl und Schloß Holte-Stukenbrock, die unterdurchschnittliche Hebesätze haben und eine wirtschaftsfreundliche Verwaltung bieten. »Ein niedriger Gewerbesteuerhebesatz ist wünschenswert. Hier hätte Versmold die Chance, sich positiv zu differenzieren.«
Ein auch in Versmold bereits einmal angedachtes Existenzgründerzentrum sieht Christoph von der Heiden nicht als Allheilmittel: »In einigen Kommunen hat es hervorragend funktioniert, in vielen ist es ein finanzielles Desaster geworden.«

Artikel vom 13.12.2006