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Jugendtrainer-Posse beim TuS Brockhagen

Handball: Kontroverse Diskussionen im Vorstand, »Erpressung« und ein anonymer Brief

Von Gunnar Feicht
und Hans-Heinrich Sellmann
Steinhagen-Brockhagen (WB). Nach einer wochenlangen Auseinandersetzung, in deren Verlauf zuletzt sogar Anschuldigungen in einem anonymen Brief erhoben wurden, ist das Kapitel Matthias Christ beim TuS Brockhagen beendet: Der Trainer der B-Jugend-Handballer hat gestern anlässlich des Oberliga-Spiels in Lage sein Amt niedergelegt.

Jugendleiter Uli Harbert hatte Christ beim Training am 4. Dezember einen Beschluss von Vorstandsmitgliedern der Handballabteilung und des Gesamtvereins mitgeteilt: Demnach sollte die für vier Jahre geplante Zusammenarbeit nach zwei Jahren zum Ende dieser Saison im Frühjahr 2007 vorzeitig beendet werden. Christ zog daraufhin nach einigen Tagen Bedenkzeit Konsequenzen und trat mit Co-Trainer Matthias Fahrtmann bereits vor der Weihnachtspause zurück: »Ich lasse mich nicht veralbern. Da wird der Verein - auf dem Rücken der Kinder - von einem Ehepaar erpresst und lässt es geschehen. Mich ärgert das ungemein. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und hatte mit den Jungs nie Probleme.«
Der Trainer war bei einigen Spielern und Teilen der Elternschaft, zu der etliche Brockhagener Handballgrößen vergangener Tage zählen, ins Kreuzfeuer geraten. An der Trainingsgestaltung gab es zwar nichts auszusetzen - »kritisiert wurde allerdings sein Verhalten gegenüber den Jugendlichen und taktische Entscheidungen während der Spiele«, so Harald Godt, zweiter Vorsitzender des TuS. Was die Problematik verschärfte: In Mannschaft und Elternschaft, aber auch im Umfeld bildeten sich zwei Lager - pro und kontra Trainer Christ. Jugendleiter Uli Harbert etwa, der bereits vor Saisonbeginn angekündigt hatte, sein Amt bei den Neuwahlen Ende Januar abzugeben, hätte Christ gerne weiterbeschäftigt: »Aus meiner Sicht hat Matthias gut gearbeitet. Ich hätte es gerne gesehen, wenn er noch zwei Jahre - dann als A-Jugend-Trainer - weitergemacht hätte.«
Zum Sprecher der Christ-Kritiker machte sich Fred Diestelkamp, bis Ende November noch Mannschaftsbetreuer der B-Jugend, in der auch sein Sohn Yannik spielt. Er wirft dem Trainer in erster Linie eklatante menschliche Schwächen im Umgang mit den Spielern vor, fast ausschließlich negative Kritik habe den Jugendlichen den Spaß am Handball verleidet. Diestelkamp bekennt sich auch dazu, gemeinsam mit seiner Frau Annette auf den Verein Druck ausgeübt zu haben, sich vorzeitig vom Trainer zu trennen: »Wir haben angekündigt, im anderen Fall unsere Mitarbeit im Orga-Team des Handball-Sommerfestes zu beenden.« Diestelkamps Begründung: »Wir hätten es nicht eingesehen, uns für einen Verein zu engagieren, der ein - aus unserer Sicht - so schlechtes Vorbild weiterbeschäftigt. Ein Vorbild für 15- und 16-jährige Jugendliche, die wir nicht nur als Handballer sondern auch als Ehrenamtliche in die Arbeit beim TuS einbinden wollen.«
Nach langer Diskussion (Godt: »Kontrovers, aber zum Glück sehr sachlich«) entschied sich ein Gremium aus Gesamt- und Abteilungsvorstand schließlich für die vorzeitige Trennung von Christ. »Die Entscheidung ist uns schwer gefallen und ruft natürlich auch Kritik hervor. Aber für das Wohl des Vereins ist sie aus unserer Sicht eben doch die richtige.«

Artikel vom 11.12.2006