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Matthäus-Passion mit Starbesetzung

44. Haller Bach-Tage drehen sich um das Thema Wasser - Großartige Künstler sind zu Gast

Halle (SKü). Das Thema »Wasser«, als Quelle des Lebens und Elexier der Sehnsucht, steht im Mittelpunkt der 44. Haller Bach-Tage vom 2. bis 11. Februar. Dazu ist es Kirchenmusikdirektor Martin Rieker wieder gelungen, rund um ein Thema eine Vielzahl unterschiedliche Veranstaltungen mit hervorragenden Ensembles und herausragenden Solisten zusammen zu stellen.

»Das Wasser als Sinnbild beschäftigt mich schon lange«, verriet der Bach-Tage-Leiter gestern bei der Vorstellung des Programms. »Wasser zerrinnt mir in den Fingern und ist nicht fassbar. Aber zugleich können wir nicht ohne Wasser leben.« Der »Jäger und Sammler« in Sachen Themen wurde insbesondere bei einem Besuch in der Kathedrale von Chartres inspiriert, wo ein Tiefenbrunnen aus vorchristlicher Zeit sich unter dem Altar befindet.
In der Psychologie werden unbewusste Tiefenschichten im Menschen festgestellt, die das Wasser zum Thema haben. Einerseits ist das Wasser ein Element der Fruchtbarkeit, andererseits des Versinkens und des Untergangs. Auch in den Geschichten des Alten Testaments spielt Wasser eine entscheidende Bedeutung, man denke an die Sintflut. Im Neuen Testament spielt das Wasser eine positive, erneuernde Rolle. Bei den 44. Bach-Tagen fließt das Thema quasi durch alle Veranstaltungen.
Chorkonzert I am Freitag, 2. Februar, 20 Uhr Johanniskirche: Mit den »Wasserkantaten« von Johann Sebastian Bach wird die Konzertreihe eröffnet. In der Kantate »Schleicht, spielende Wellen« beschreibt Bach die großen Flüsse in Europa. Zudem werden die Motette »Jesu meine Freude« und die Kantate »Lobe den Herrn, meine Seele« von der Johanniskantorei und dem in Halle wohl bekannten »Ensemble aperto« sowie vier Solisten zu hören sein.
Orgelkonzert am Samstag, 3. Februar, 20 Uhr, Johanniskirche: Als »einen der wirklich ganz großen Orgelmusiker« bezeichnet Martin Rieker Wolfgang Zerer, Professor für Orgel in Hamburg. Sein Vortrag unter dem Motto »Fließende Orgelmusik« beinhaltet Werke von Buxtehude, Reincken, Alain und Bachs »An den Wasserflüssen von Babylon«, das die Trauer des israelischen Volkes im Exil beschreibt.
Festgottesdienst am Sonntag, 4. Februar, 10 Uhr:
Die Bach-Kantate »Christ unser Herr zum Jordan kam« wird von der Johanniskantorei aufgeführt. Die Predigt hält Isolde Böhm, stellvertretende Generalsuperintendentin von Berlin, laut Rieker eine »ungewöhnliche Dame«.
Soirée am Sonntag, 4. Februar, 17 Uhr in der St. Johanniskirche: Zum ersten Mal in Halle wird an diesem Tag der berühmte Knabenchor Hannover unter der Leitung von Prof. Jörg Breiding gastieren, der Motetten und Madrigale vortragen wird. Der Chor hat bereits den Deutschen Schallplattenpreis erhalten.
Barockkonzert am Montag, 5. Februar, 20 Uhr Johanniskirche: Zu dem Thema »Ach, dass ich Wassers gnug hätte in meinem Herzen« spielt das kleine Ensemble »Die Hamburger Ratsmusik«. Rieker: »Das ist hoch exklusiv und bei dem Lamento kann man gar nicht anders als weinen.« Auf dem Programm stehen Werke von Johann Schop, Franz Tunder und Johann Christoph Bach.
Kammerkonzert am 6. Februar, 20 Uhr im Storck-Treffpunkt:
Ein Klavierquartett von Ludwig van Beethoven, Kammermusik von Bach sowie das Forellen-Quintett von Franz Schubert erklingt von Streichern und einem Pianisten rund um die Wienerin Klara Flieder. Auf dieses Konzert weist Rieker besonders hin, da die besondere Atmosphäre und geringe Platzzahl für große Kartennachfrage sorgt. Motto des Abends: »Meer sollte er heißen«.
Orchesterkonzert Mittwoch, 7. Februar, 20 Uhr Aula des KGH: Die Wassermusik von Händel sowie Bachs 1. Brandenburgisches Konzert sowie die Suite »Hamburger Ebb und Flut« von Telemann spielt das Philharmonische Collegium Bielefeld, das sich einen guten Ruf barocker Werke auf modernen Instrumenten erarbeitet hat. Gerne hätte Rieker auch Smetanas »Moldau« aufgeführt, aber dafür bräuchte er den Rahmen sprengende Orchester.
Kinderkonzert am Donnerstag, 8. Februar, 15 Uhr im KGH: »Die launische Forelle« hat Komödiant Martin Lüker seine Wassermusik Kinder benannt. Der Haller ist Pianist und, so Rieker, »eigentlich ein ernst zu nehmender Musiker«. Hierzu sind wieder die Haller Schulen eingeladen.
Nachtkonzert am Donnerstag, 8. Februar, 21.30 Uhr in der kath. Herz-Jesu-Kirche Halle: »Brunnquell aller Güter« ist das Motto des Nachtkonzertes mit Organist Bernhard Klapprott und Altus Christoph Dittmar (beide Weimar), das erstmals auf der neuen Orgel in der kath. Kirche Herz-Jesu durchgeführt wird.
Chorkonzert II Samstag, 10. Februar, 17 Uhr Johanniskirche: Die Matthäus-Passion von Bach ist zweifelsohne Höhepunkt der diesjährigen Bachtage. Aufgeführt wird das große Werk unter der Leitung von Martin Rieker vom Bach-Chor der Johanniskantorei und dem Ensemble aperto. Als Solisten treten der berühmte Tenor Christoph Prégardien sowie Cornelie Isenbrüger (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Maximilian Lika (Bariton) und Peter Lika (Bass) auf. Das Konzert wird am Sonntag, 11. Februar, 17 Uhr in der Altstädter Nicolai-Kirche in Bielefeld wiederholt.

Artikel vom 08.12.2006