30.12.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Himmelhoch jauchzend
und zu Tode betrübt

Von großen Erfolgen und bitteren Niederlagen

Ein Jahresrückblick mit Anmerkungen von Hans-Heinrich Sellmann
Altkreis (WB). Der frühere Tennis-Profi Marc-Kevin Göllner ließ sich vor einigen Jahren zu der These hinreißen: »Verlieren ist wie gewinnen - nur umgekehrt.« Ob sein Sport aufgrund dieser Aussage etwas an Ansehen verloren hat, ist nicht überliefert. Der deutsche Meister TC Blau-Weiß Halle jedenfalls gehört zu den Gewinnern des Sportjahres 2006.

TC Blau-Weiß Halle
Neun Jahre hatten sie an der Weststraße auf diese Nachricht gewartet - dann kommt sie per Telefon vom Auswärtsspiel in Aachen: Halle ist deutscher Tennis-Mannschaftsmeister. Die »Blau-Weißen« gehörten vor der Saison zu den starken Befürwortern der Bundesliga-Reform und wissen sie schließlich auch am besten zu nutzen. Nieminen, Novak und Pavel stehen für Weltklasse, Waske und Ramirez-Hidalgo für unbedingten Siegeswillen und alle zusammen für »Teamgeist«. Während die Konkurrenz zum Teil noch mit den neuen Regeln hadert, greift in Halle bereits ein Rädchen ins andere. Ungeschlagen setzen sich die »Blau-Weißen« die Krone auf.

Jörg Ludewig
Im magentafarbenen T-Mobile-Trikot peilt Rad-Profi Jörg Ludewig seinen ersten großen Sieg an und kassierte die schlimmste Niederlage seiner Karriere. Im Doping-Skandal um Teamkollege Jan Ullrich wird dem Steinhagener ein scheinbar plötzlich aufgetauchtes Fax aus dem Jahr 1998 zum Verhängnis. Als junger Fahrer hat er sich damals nach leistungsfördernden Mittel erkundigt, als dreifacher Tour-de-France-Teilnehmer muss er nun Öffentlichkeit und Umfeld davon überzeugen, nie etwas genommen zu haben. In den Sattel darf Ludewig vorerst nicht mehr. Ohne Fahrrad kämpft er verbissen um seinen guten Ruf und landet schließlich doch noch einen großen Sieg: Die schon zerstört geglaubte Laufbahn geht im neuen Team Wiesenhof weiter.

Spvg. Steinhagen (Fußball)
In der Winterpause lugt Landesligist Spvg. Steinhagen von Platz drei aus noch nach ganz oben. Fünf Monate später liegt das heimische Aushängeschild am Boden. Coach Stefan Studtrucker ist nach einem wochenlangen Eiertanz zwar nun doch entlassen worden, Nachfolger Nurettin Barka kann die schwer angeschlagenen Elf aber nicht mehr retten. Nach fünf Jahren geht eine kleine Ära zu Ende. Steinhagen steigt ab.

SC Halle
Den größten Erfolg der Vereinsgeschichte feiern die Haller Volleyballer erst mit einigen Tagen Verspätung. Die Männer folgen den Frauen in die Verbandsliga nur, weil ein anderes Team zurückzieht. Dabei ist die verlorene Relegation schon ein Fingerzeig, wie schwer es die Wacker-Schützlinge haben werden.

Bäumer/Wieling
Sie sind die Väter des Steinhagener Handball-Erfolges. Erst führen Trainer Matthias Wieling und sein »verlängerter Arm« Tom Bäumer die Spvg. in die Verbandsliga, dann kommt es zum Eklat. Einige Differenzen in Sachen Taktik sind nicht auszuräumen. Die erfahrenen Sportsmänner tragen ihren Disput wenig sportlich öffentlich aus, finden nicht wieder zueinander. Bäumer tritt zurück.

SC Peckeloh
Endlich meisterlich. 23 Jahre nach dem Abstieg kehrt SC Peckeloh in die Fußball-Bezirksliga zurück. Meistermacher Arno Hornberg ergänzt seine Mannschaft um einige starke Akteure und mischt auch in der neuen Umgebung auf Anhieb im oberen Tabellendrittel mit.

BV Werther
Als Ricarda Nolting den BV in die Fußball-Verbandsliga schießt, »geht der Wahnsinn weiter«. Zweiter Aufstieg in zwei Jahren. Heute ist Obmann Matthias Nowak zurückgetreten, und belegt das Team den letzten Platz. Auch irgendwie wahnsinnig.

Der Fußball
...hat Deutschland 2006 fest im Griff. Ausverkauft sind die neuen Stadien (oder besser: Arenen) schon seit längerem, aber zur Weltmeisterschaft versammeln sich (auch im Altkreis) Menschen vor Großbildleinwänden, die der Sport vorher kalt ließ. Ein Fußballmärchen.

Artikel vom 30.12.2006