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Ein Mutmacher im Land

Stadt-Stiftung Gütersloh feiert mit Festakt zehnjähriges Bestehen

Gütersloh (mdel). Das größte Lob kam aus Berlin. »Als erste Bürgerstiftung in Deutschland hat die Stadt-Stiftung Gütersloh Beispielhaftes geleistet«, würdigte Familienministerin Ursula von der Leyen das zehnjährige Bestehen der Stiftung.

Mit einem großen Festakt in der Stadthalle feierte die Stiftung gestern Abend ihren Geburtstag. Prominentester Gast war Wolfgang Clement, ehemaliger NRW-Landesvater und Bundeswirtschaftsminister. Er rückte einen Mann in den Mittelpunkt, der gar nicht anwesend war, weil er sich einer Operation unterziehen musste: Reinhard Mohn.
Der Bertelsmann-Patriarch gab vor zehn Jahren den Anstoß zur Gründung der ersten Bürgerstiftung in Deutschland. Das Modell ist so erfolgreich, dass im Laufe der Zeit mehr als 115 Städte dem Gütersloher Beispiel gefolgt sind. »Ich möchte ihrem Vater meinen Respekt aussprechen«, sagte Clement in Richtung Christoph Mohn, der die Familie in der Gütersloher Stadthalle vertrat. »Seine Initia-tive wirkt über die Grenzen der Region hinaus.« Der frühere Landesvater forderte weniger Gesetze, Weisungen und Erlasse, damit sich bürgerschaftliches Engagement besser entfalten kann. Der Staat lasse zu wenig Platz für diese Art von Eigeninitiative. Wie Eigenverantwortung die Gesellschaft bereichern könne, veranschauliche die Stadt-Stiftung in Gütersloh. Projekte wie der Wasserturm oder die Hilfe für Hauptschüler seien wegweisend. »Für mich ist ihre Stiftung ein Mutmacher für das gesamte Land«, sagte Clement.
Christoph Mohn überbrachte den zahlreichen Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft die Grüße seines Vaters. »Nach der Operation geht es ihm wieder viel besser. Er kann bereits in wenigen Tagen wieder arbeiten«, berichtete der Lycos-Chef. In einem Brief erklärte Reinhard Mohn, dass seine Erwartungen in Erfüllung gegangen seien. Die Stiftung habe mithelfen sollen, dass sich Demokraten mit in die Bürgergesellschaft einbringen. »Die Stadt Gütersloh und ihre Bürger befinden sich auf einem kreativen und demokratischen Weg«, schrieb Mohn.
Höhepunkt des Abends war die Übergabe des Preises der Stadt-Stiftung an die beiden Blankenhagener Pfarrer Christoph Eppelt und Fritz Stegen. Das Preisgeld soll ihrem Willen zufolge der Sprachförderung von Kindern und Jugendlichen in dem Gütersloher Ortsteil zugute kommen.
Ein neues Projekt der Stadt-Stiftung ist die »Bürgerbank«, die im Frühjahr am Alten Kirchplatz entstehen soll. Für 500 Euro haben Bürger dann die Gelegenheit, eine von 220 Edelstahl-Lamellen zu kaufen. Aus denen wird eine körperformangepasste Sitzfläche erstellt, damit die Bürger auf der Bank verweilen können.

Artikel vom 08.12.2006