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BBL: noch viel Nachholbedarf

NBA-Experte Berendt sieht Paderborns Bundesligapartie als ersten Schritt

Von Johnny Dähne
Halle (WB). Tennis, Beachsoccer, Tanzen, Handball, Volleyball, Boxen und am Sonntag ein Meisterschaftsspiel der Basketball-Bundesliga (BBL): Mit der Partie Paderborn Baskets gegen Telekom Baskets Bonn wird im Haller Gerry Weber Stadion einmal mehr sportliches Neuland betreten.

Vor dem Hochball um 16 Uhr wird rund um das Stadion ein attraktives Rahmenprogramm in Form eines Weihnachtsmarktes geboten. Autogrammstunden, eine Koch-Show sowie Sängerin Bianca Schomburg sollen den Besuchern die Zeit bis zum Spiel verkürzen. Rund 3 000 Basketballinteressierte haben sich im Voraus Karten für die Premiere besorgt - Tickets für Kurzentschlosse gibt es am Spieltag also noch genügend.
Solche Zuschauerzahlen ist der Ex-Wertheraner Johannes Berendt, Korrespondent für die National Basketball Association (NBA), nicht gewohnt. Im nordamerikanischen Basketball ist eben alles ein wenig größer, laufen die Stars wie Allen Iverson oder Kobe Bryant nie vor weniger als 15 000 Zuschauern auf. »Toll, dass im Gerry Weber Stadion jetzt auch Basketball präsentiert wird. So wird der Sport in OWL bekannter«, meint Berendt, der vorrangig für die deutsche NBA-Homepage Texte verfasst. So zum Beispiel über den deutschen Basketball-Megastar Dirk Nowitzki, den der 25-Jährige bereits drei Mal in Dallas besucht hat. Klar, dass in einer der großen amerikanischen Nationalsportarten das Leistungsniveau deutlich höher ist als in der deutschen Liga. »Die BBL ist im Vergleich natürlich nicht konkurrenzfähig«, weiß Berendt, »aber in Europa gibt es wie zum Beispiel ZSKA Moskau durchaus Mannschaften, die in der NBA sogar die Playoffs erreichen könnten«.
Davon sind die Paderborn Baskets noch weit entfernt, sie streben nach dem Aufstieg in die deutsche Eliteliga den Klassenerhalt an. Als aktueller Tabellenvierzehnter ist das Ziel durchaus realistisch. Erfreulich dabei: Paderborn hat in der sonst von US-Amerikanern dominierten Liga mit sechs Deutschen im 14er-Kader die meisten Einheimischen im Aufgebot. Welche Rolle die »Amis« in der Liga spielen, verdeutlicht ein Blick auf die Scorerliste der BBL. Unter den 50 besten Punktesammlern finden sich 43 (!) Spieler aus den USA. Der beste Deutsche in dieser Statistik - Rouven Roessler von den Gießen 46ers mit durchschnittlich 10,3 Punkten pro Spiel - rangiert gar jenseits der Top 50. Er steht mit seinem Team auf dem vorletzten Tabellenplatz.
Dass Basketball in Deutschland laut Berendt eher regionales - so zum Beispiel im Rheinland - als nationales Interesse hervorruft, kann man am besten am Altkreis Halle ablesen. Bei einer Population von gut 80000 Bewohnern ist der TV Jahn Borgholzhausen der einzige Basketballverein mit vier Senioren- und zwei Jungendmannschaften.

Artikel vom 08.12.2006