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Stechpalme Ilex ärgert die Waldbauern

Massive Ausbreitung beispielsweise in Tatenhausen behindert die Waldbewirtschaftung

Altkreis Halle (SKü). Der Ilex Aquifolium, im Volksmund auch Stechpalme genannt, macht den hiesigen Förstern und Waldbauern zunehmend Sorge. Der Ilex verbreitet sich immer stärker und nimmt immer mehr jungen Bäumen die Chance zur Entwicklung. Das Problem: Obwohl die Stechpalme in dieser Region wahrlich keine Seltenheit mehr ist, steht sie unter gesetzlichem Naturschutz und darf grundsätzlich nicht angerührt werden.

Der Ärger mit dem Ilex sorgte gestern auch für eine sehr rege Beteiligung bei einer Veranstaltung der Forstbetriebsgemeinschaft im Wald von Tatenhausen. Dort hat Waldbauer Benedikt Freiherr Teuffel von Birkensee mittlerweile einige Probleme mit sehr üppigen Beständen von Stechpalmen. Stellenweise bildet das Ilex richtig kleine Wälder mit bereits bis zu sechs Meter hohen Bäumen. Die massive Ausbreitung hängt wohl auch mit dem allmählichen Klimawechsel zusammen, die milden Winter fördern das Wachstum des Ilex aquifolium, dessen Beeren übrigens giftig für Menschen und Säugetiere sind.
Der Baron von Tatenhausen, der rund 260 Hektar Wald bewirtschaftet, macht keinen Hehl daraus, dass er den Ilex gerne stärker zurückdrängen würde. Und er ist sich einig mit vielen weiteren Waldbauern. Denn ähnliche Probleme gibt es auch in der Patthorst, in Rotenhagen oder in Rotingdorf. Der schnell wachsende Ilex behindert vor allem die Naturverjüngung. Ein Buchensetzling hat keine Chance sich durchzusetzen, wenn eine Stechpalme in unmittelbarer Nachbarschaft wächst. Das aber hat auch wirtschaftliche Folgen für einen Waldbauern, der weniger junges Holz hochziehen kann und ebenso wenig die Stechpalmen als Grünschnitt verkaufen darf. Auch das wertvolle Holz des Ilex darf nicht geerntet werden.
Wie kann man dem Problem mit einer in dieser Region offenbar wuchernden Pflanze unter Naturschutz begegnen, was geht, was geht nicht? Zu diesen Fragen nahm Annette Pagenkemper von der Unteren Landschaftsbehörde Stellung. Mit Förster Aloys Tenkhoff lieferte sie sich beim Rundgang lebendige Rededuelle. Denn es scheint ein schmaler Grat zwischen dem forstwirtschaftlich Notwendigem und dem naturschutzfachlich Erlaubtem zu sein. Wenn es nämlich der Naturverjüngung diene, so Pagenkemper, und es bedrängten Baumarten helfe durchzukommen, dann sei die Beseitigung des Ilex nach den Grundsätzen der guten forstlichen Praxis erlaubt. Dabei dürfe aber nur kleinflächig vorgegangen werden, der Ilex-Bestand dürfe in seiner Gesamtheit nicht zerstört werden. Und was ist mit kleinen Ilex-Pflanzen, die gar nicht erst wachsen sollen? Die dürfen nach Gesetzeslage nicht rausgerupft werden. Denn das wäre Zerstörung. Die Auswirkungen eines zumindest in dieser Region widersprüchlichen Naturschutzrechts wurden gestern viel diskutiert.

Artikel vom 07.12.2006