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Die Formen
stehen einfach
für sich selbst

Turner-Preis geht an Tomma Abts

London (dpa). Als zweite Deutsche ist die Malerin Tomma Abts in London mit dem renommierten Turner-Preis ausgezeichnet worden. Damit wurde seit 1988 zum ersten Mal wieder die Kunstgattung der Malerei geehrt. Abts ist unter den Preisträgern außerdem die erste weibliche Vertreterin dieses Genres.
Die John Lennon-Witwe Yoko Ono überreichte Tomma Abts den Preis.Foto: Reuters

Der mit 25000 Pfund (etwa 37000 Euro) dotierte wichtigste britische Preis für moderne Kunst wurde ihr am Montagabend in der Tate-Gallery von der Witwe des ermordeten Beatles John Lennon, Yoko Ono, überreicht. »Es ist eine große Ehre, diesen Preis zu bekommen«, sagte die 1967 geborene Künstlerin. Die Jury lobte ihre elf Arbeiten. »Wir sehen darin einen außerordentlichen Beitrag zur modernen Malerei«, hieß es zur Begründung.
Die aus Kiel stammende Künstlerin, die seit zwölf Jahren in London lebt, wurde für ihre abstrakten Bilder ausgezeichnet. Abts fertigt ihre Arbeiten stets im gleichen Format von 48 x 38 Zentimetern an, vor allem in Akryl- und Ölfarben. »Ich habe vor ein paar Jahren mit dieser Größe angefangen und bin dabei geblieben«, sagte sie. »Die Formen symbolisieren nichts und beschreiben auch nichts außerhalb des Bildes, sie stehen ganz einfach für sich selbst«, erklärte die Malerin. Erster deutscher Träger des seit 1984 verliehenen Preises war der Fotograf Wolfgang Tillmans, der vor sechs Jahren ausgezeichnet wurde.
Abts galt bereits vor der Preisverleihung als Favoritin für den Preis. Sie hat sich gegen drei Mitbewerber durchgesetzt. Einzelausstellungen ihrer Arbeiten gab es unter anderem in Eindhoven, Dublin, Köln, London und Berlin. Nominiert waren außer ihr der britische Video-Künstler Phil Collins, Mark Titchner, der Installationen fertigt, und die Skulpteurin Rebecca Warren. Die Arbeiten der vier Künstler sind noch bis zum 14. Januar 2007 in der Londoner Tate Gallery zu sehen. In den vergangenen Jahren waren vor allem Installations-Künstler und Filmemacher ausgezeichnet worden, weswegen der Preis immer wieder kritisiert worden ist.
Der nach dem romantischen britischen Landschaftsmaler Joseph Turner (1775-1851) benannte Preis wird seit 1984 jährlich an einen in Großbritannien lebenden Künstler unter 50 Jahren »für eine hervorragende Ausstellung oder andere Präsentation seines Werkes« verliehen. 2005 ging die Auszeichnung an den britischen Installationskünstler Simon Starling. Zu früheren Preisträgern gehören auch Künstler wie Anish Kapoor oder Damien Hirst.

Artikel vom 06.12.2006