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Familiendrama
mit vier Toten

Polizei fand einen Abschiedsbrief

Berlin (dpa). Bei einem Familiendrama in Berlin sind vier Menschen ums Leben gekommen.

Bei den Opfern handelt es sich um eine 53 Jahre alte Frau, ihre zwei schwerbehinderten erwachsenen Kinder - einen 34-jährigen Sohn und eine 22-jährige Tochter - sowie einen Mann, der wahrscheinlich der Lebensgefährte der Mutter war. Der leibliche Vater lebe von der Familie getrennt.
Die Leichen wurden nach Polizeiangaben gestern Vormittag in ihrer Wohnung im Stadtteil Marzahn entdeckt. Die Ermittler fanden einen Abschiedsbrief. »Wer ihn geschrieben hat, steht noch nicht fest«, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Auch zum Inhalt des Schreibens wollte der Sprecher derzeit noch keine Angaben machen.
Die Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen, um den Ablauf der Tat zu klären. Den Rettern habe sich beim Betreten der Wohnung »ein grausiges Bild« geboten, sagte der Sprecher. Die Todesursache sei aber äußerlich an den Opfern nicht zu erkennen. Es gebe keine Hinweise auf einen Fremdtäter. Noch in der vergangenen Nacht wurden in der Gerichtsmedizin die Obduktionen vorgenommen. Die Polizei hofft, dass die Ergebnisse heute vorliegen. Alter und Identität des vierten Opfers waren noch nicht geklärt.
Die Familie wohnte gemeinsam in einer Vier-Zimmer-Wohnung. Nach Angaben von Anwohnern ist die Gegend eher ruhig, der sechsgeschossige Plattenbau in der Wittenberger Straße macht einen gepflegten Eindruck. Die Wohnung liegt im dritten Stock, an den Balkonfenstern ist Weihnachtsdekoration zu sehen. Marzahn liegt am östlichen Stadtrand Berlins und ist von Plattenbauten geprägt. Bei den Opfern handelt es sich um Deutsche.
Nach Polizeiangaben waren die beiden erwachsenen Kinder am Morgen nicht wie erwartet zu einem Behandlungstermin erschienen, was die Suche in Gang gebracht hatte. Die Feuerwehr brach die Wohnung auf.
Nach Angaben eines Nachbarn arbeiteten beide Kinder in einer Behindertenwerkstatt. Die Familie schilderte er als nett und freundlich. Der 34-Jährige und die 22-Jährige seien jeden Morgen von einem Pflegedienst zur Arbeit abgeholt worden.
Er habe am Wochenende nichts Verdächtiges aus der Nachbarwohnung gehört. Aber doch - im Nachhinein sei es merkwürdig ruhig gewesen.

Artikel vom 05.12.2006