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Arminia erwartet von Heesens
Fingerzeig bis zur Winterpause

DSC-Geschäftsführer im Stress: »Alle wollen wissen, wie es weitergeht«

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Es rauscht gewaltig im Blätterwald, und die Gerüchteküche brodelt. Bleibt Thomas von Heesen Trainer in Bielefeld oder tritt er die Nachfolge seines Kollegen Bert van Marwijk in Dortmund an? Spekulationen scheinenderzeit wichtiger zu sein, als das sportliche Leistungsvermögen des DSC Arminia.

»Ich habe Sonntagabend mein Handy ausgestellt, damit ich mit meiner Familie wenigstens ein paar ruhige und besinnliche Adventsstunden genießen konnte«, sagt DSC-Finanzgeschäftsführer Roland Kentsch. Seitdem bekannt wurde, dass Borussia Dortmund und Trainer Bert van Marwijk spätestens nach dieser Saison getrennte Wege gehen und Geschäftsführer Joachim Watzke öffentlich das Interesse an Thomas von Heesen bekundet hatte, steht bei Roland Kentsch das Mobiltelefon nicht mehr still. »Alle wollen wissen, wie es bei uns weitergeht.«
Eine offizielle Anfrage aus Dortmund gebe es bisher nicht, versichert der Bielefelder Schatzmeister und dementiert Gerüchte einer Boulevard-Zeitung, die berichtet hatte, dass noch am Samstagabend Watzke Kentsch telefonisch über bevorstehende Verhandlungen mit von Heesen informiert habe. Dazu der DSC-Funktionär: »Ich habe zu Herrn Watzke ein sehr gutes kollegiales Verhältnis. Wir haben zwar kürzlich mal unverbindlich über die Personalie von Heesen geredet, aber das war's auch schon.«
Allerdings will Kentsch nicht ausschließen, dass es Kontakte zwischen BVB-Sportchef Michael Zorc und von Heesens Berater Wolfgang Vöge gegeben habe. »Die beiden können gut miteinander.« Diese These dementiert Watzke: »Wir haben bisher weder mit dem Bielefelder Trainer noch mit seinem Berater verhandelt.« Perspektivische Gründe oder gar eine stärkere Machtposition für das zögerliche Verhalten des leitenden Angestellten sieht Roland Kentsch nach einigen Gesprächen mit von Heesen nicht. Dass es vorwiegend bei der Vertragsverlängerung ums liebe Geld geht, will er indes nicht ausschließen. Sollte das der alleinige Grund sein, besitzt Arminia zweifellos schlechte Karten.
Bert van Marwijks Gehalt in Dortmund wird immerhin auf zwei Millionen Euro pro Saison geschätzt. Die Bielefelder »Schmerzgrenze« liegt deutlich niedriger. Um die Gerüchte und Spekulationen beenden zu können, erwartet Kentsch vom Trainer nach dessen überstandenem Prüfungsstress zumindest eine Absichtserklärung. »Thomas soll sich noch vor der Winterpause positionieren, ob er bleiben will oder nicht.« Über Details könne man danach immer noch sprechen, stellt der Finanzchef fest.
Wird Arminias anfängliche zögerliche Haltung in Sachen Vertragsverlängerung jetzt zum Bumerang? Als von Heesen vor ein paar Wochen auf Vertragsgespräche drängte, aber vom DSC-Vorstand mit dem Hinweis vertröstet wurde, er solle erst mal den Fußballlehrerschein erwerben, sagte er gegenüber dieser Zeitung: »Wenn es dann nicht zu spät ist.«
An Spekulationen über potenzielle Nachfolger (Bruno Labbadia, Jos Luhukay) will sich Arminias Sportchef Reinhard Saftig nicht beteiligen. Lediglich zum Tschechen Pavel Hapal, der Samstag in Bielefeld war, bezieht er eindeutig Stellung: »Ihn hatte ich von 1991 bis 1993 in Leverkusen als Spieler. Seitdem gab es keine Kontakte.« Und der Weihnachtswunsch des DSC-Präsidenten Hans-Hermann Schwick ist ohnehin bekannt: »Am liebsten würden wir mit Thomas von Heesen weitermachen.«
l Arminia gestern die Zeichnungfrist der Fan-Anleihe (auch für Schmuckurkunden) bis zum 28. Februar verlängert.

Artikel vom 05.12.2006