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Ein Hoch auf die Gemütlichkeit bei Kerzenschein

Kultband »Uriah Heep« blieb hinter Erwartungen zurück -Ê Vorgruppe »The Nits« überraschte


Von Uta Jostwerner
Bielefeld (WB). Vorbei die Zeiten, in denen Bernie Shaw die Rampensau gab und Mick Box theatralisch in die Saiten der Bassgitarre haute. Ein bisschen hatte es den Anschein, als hätten sich »Uriah Heep« von der Hard- zur Kuschel-Rockband entwickelt.
Beim Konzert in der Oetkerhalle hielten es die Altrocker bei Kerzenschein und dezenter Lasershow eher mit Gemütlichkeit. Haben die langhaarigen, immer noch verwegen aussehenden Rockopas einmal auf ihren Louis-Quinze-Stühlen Platz genommen, stehen sie so schnell nicht wieder auf.
Gut 400 Fans der Band, die mit »Black Sabbath«, »Deep Purple« und »Led Zeppelin« Hardrock-Geschichte schrieb, schien das nicht weiter zu stören. Irgendwie ist man mit den Idolen, die vor gut 30 Jahren für ein Lebensgefühl von Freiheit und Aufruhr standen, in die Jahre gekommen. Ob ein Konzertbesuch die gute alte Zeit, das Gefühl von jugendlicher Unbeschwertheit, noch einmal wenigstens für eineinhalb Stunden zurückbringen kann? Mit »Come back to me« und vielen weiteren Songs vornehmlich aus den erfolgreichen 70er Jahren wurde immerhin der Versuch unternommen.
Lang ist's her, daher gehört die Koketterie mit den Gedächtnislücken ebenso zum Programm wie die träge Show. Dass Mick Box die Bassgitarre gegen eine Akustikgitarre eingetauscht hat und brav in die Saiten greift, trug auch nicht gerade zur Belebung bei. Zweimal allerdings, bei »Freedom« und bei »Lady in Black« steigt die Stimmung im Saal und das Publikum aus seinen Klappsitzen. Dann noch ein Medley als Zugabe, und das Konzert war vorbei. Nett war's, keine Frage. Doch vom Bonus einer Kultband lässt sich auf Dauer kein Publikum gewinnen.
Die Bekanntschaft mit »The Nits« war das Geld aber allemal wert. Die drei sympathischen Holländer überraschten als Vorgruppe mit erfrischend facettenreichen Liedern und einem rhythmisch wie klanglich druckvollen Sound.
Ihr Markenzeichen ist der gekonnte Wechsel von fließend melodischen und staccatohaft abgesetzten, rhythmisch markanten Passagen. Ihre Songs greifen aktuelle wie vergangene individuelle und gesellschaftliche Befindlichkeiten gekonnt auf. Das ergab in allem eine mitreißende, erfrischende Klangdusche.

Artikel vom 04.12.2006