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Die zwei Gesichter einer InselGran Canarias Kontrast -Êwunderschöne Städte und hässliche Hotelanlagen
In dem Maße, wie Gran Canarias Städte restauriert und aufgehübscht werden, verschandeln Hotelbauten die Steilküste im Süden der Insel. Städte hui, Natur pfui heißt die Devise, dank der die frühere Schönheit der Insel nur noch ansatzweise zu erkennen ist.
Las Palmas ist mittlerweile eine wirklich sehenswerte Stadt geworden, in der Museen, Kirchen und Geschäfte gleichermaßen für ein schönes Ambiente sorgen. Kein Autoverkehr stört am städtischen Strand, wo das Leben nur wenige Meter neben der historischen Altstadt pulsiert.
Teror, einer der schönsten Orte der Insel, besitzt einige schmucke Kolonialstilhäuser mit hübschen Fassaden und den typischen, holzgeschnitzten Balkonen. Das Leben dieses Ortes wurde schon immer von der Basilica de la Virgen del Pino - die dritte Kirche an dieser Stelle, deren letzte Umgestaltung im 18. Jahrhundert erfolgte - beeinflusst. Sehenswert im großen, dreischiffigen Innenraum der Basilika sind ein ausladender Barockaltar mit der reich gekleideten Holzstatue der Jungfrau Maria, umgeben von geweihten Geschenken wie einer signierten Kanarenfahne des spanischen Formel-1-Weltmeisters Fernando Alonso.
Die Legende erzählt, dass 1481 einigen Schäfern dieser Gegend eine Vision der Jungfrau Maria auf der Spitze einer Pinie erschienen war, und seitdem spielt die »Mutter Maria der Pinie« eine bedeutende Rolle in der Geschichte und dem täglichen Leben der Einwohner Gran Canarias. Als Papst Pius XII. 1914 die Señora zur Schutzheiligen der Insel erklärte, wurde Teror die religiöse Hauptstadt des kanarischen Eilands.
Auch der Vorort Telde ist durchaus einen Besuch wert. Eine Mini-Schlucht, in der die Bewohner Gärten angelegt haben, durchzieht die Stadt, überquert von einem Aquädukt. Die San-Franciscus-Kirche ist ein typischer Bau aus Lavasteinen und beherbergt ein flandrisches Triptychon. Allerdings sorgt esoterische Musik aus dem Lautsprecher für eine etwas eigenartige Atmosphäre -Êeinmal ganz zu schweigen vom Kerzenopfer, das nach Münzeinwurf ein paar Minuten elektrisches (!) Licht spendet.
Kommt man dann zur Südküste, so verschlägt es einem den Atem. Die riesigen Felswände, die senkrecht aus dem Meer ragen, wirken noch heute atemberaubend - allerdings werden die »barranco« genannten Schluchten gnadenlos zugebaut. Die Felsen verschwinden hinter gleichförmigen Terrassenhäusern, die wie Schwalbennester an den Gebirgsmassiven kleben. Anlagen wie Puerto Rico oder Puerto de Mogan stehen für den Ausverkauf der Natur, die den Interessen des Tourismus geopfert wurde.
Thomas Albertsen

Artikel vom 27.01.2007