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Grüße aus Windlichtkarten

Grafikwerkstatt wird zur Weihnachtswerkstatt

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Der kleine Teddy schaut verträumt ins Kerzenlicht. »Mach es wie der Weihnachtsbär, der nimmt das Leben nicht so schwerÉ« beginnt der Reim, der unter dem Foto steht.

Der Teddy ist aus der in Gütersloh ansässigen »Bielefelder Grafik Werkstatt« auf eine weite Reise gegangen. So wie tausende weiterer Postkarten, Kalender und Geschenkbücher mit Motiven zum Weihnachtsfest 2006. Entworfen von Jochen Mariss, gedruckt von der Gütersloher Werbedruck Poppe GmbH, vertrieben vom gebürtigen Gütersloher Reinhard Becker, der auch zahlreiche Fotos beigesteuert hat. 20 Millionen Postkarten verlassen den Stammsitz am Stadtring Nordhorn pro Jahr - Geschenkbücher, Kalender, Lesezeichen und Umschlagkarten noch nicht eingerechnet. Der Teddy und die anderen Bilderreime aus Gütersloh haben inzwischen Freunde in der ganzen Welt. »Die Weihnachtsbücher erwähnen wir besser nicht mehr. Die sind bereits vergriffen«, sagt Elke Becker, Geschäftsführerin der Becker & Becker Vertriebs GmbH.
Wem die warmen Worte zum Weihnachtsgruß einfach nicht einfallen mögen, der findet sie bei der Grafik-Werkstatt. Eine schwarze Katze stapft über Neuschnee. »Verzage nicht, wenn es dunkel wird und kalt. Zünde Kerzen an, lege deine Hände um eine dampfende Tasse, lade Freunde ein. Bewahr dir die Wärme im Herzen. Geh hinaus in den Schnee und suche die Sterne der Zuversicht«, steht darunter. Auf einem Lesezeichen mit einem Weihnachtsstern steht ein von Hugo von Hofmannsthal verfasster Dialog: »Kannst Du einen Stern berühren?« fragte man das Kind. »Ja«, sagte es, neigte sich und berührte die Erde. »Freunde sind wie Sterne: Du kannst sie nicht immer sehen, aber sie sind immer da«, heißt es auf einer »Windlichtkarte«. Die Karte hat ein vorgestanztes Fenster, das nach hinten aufklappbar ist. Wenn man es in die Schlitze von zwei Sicherheitslaschen schiebt, kann man es auf einen Tisch und mitten hinein ein Teelicht stellen, das in einem Wasserglas schwimmt.
Eine andere, aufklappbare Karte zeigt die zu einem Herz gefalteten Seiten eines Buches. Darunter steht: »Du bist die schönste Seite meines Lebens!« Das Motiv wiederholt sich innen auf einer herausnehmbaren Minikarte, die hinten unterschrieben werden kann. »Die Klappkarte wirft man vielleicht irgendwann weg. Die kleine Karte aber kann wie eine Geld- oder Visitenkarte ins Portemonnaie gesteckt werden. So trägt man den Gruß das ganze Jahr über bei sich«, erläutert Elke Becker.
Die Fotomotive vermeiden Klischees. Keine Christbaumkugeln, kein Lametta, keine Krippe, wenige Nikoläuse. Dafür Äpfel, Nüsse, viele Katzen, Sterne, Herzen, häufig in stark beschnittener Ansicht. »Das kommt viel besser an. Vorgestanzte Bilder und Sprüche gibt es schon genug«, sagt Becker. Dann lieber der Blick auf unberührten Neuschnee und von der idealen Weihnachtszeit träumen: »Kekse backen, Wünsche erfüllen, Lichter anzünden, dem Knistern des Kaminfeuers lauschen, Schneemänner bauen, die Stille genießen, ein lang vermisstes Buch lesen, faul sein, feiern, Églücklich sein.«

Artikel vom 02.12.2006