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Zu Besuch bei Patenkind Luis Valencia

Hallerin Marion Weeke lernt kleinen Jungen in Ecuador kennen und gründet einen Verein

Von Frauke Kanbach
Halle (WB). San Lorenzo im nördlichen Teil der ecuadorianischen Küste in der Provinz Esmeraldas nahe der kolumbianischen Grenze. Analphabetismus und Kriminalität, Raub, Mord, Drogen und Prostitution gehören dort zum Alltag. Marion Weeke aus Halle hat die kleine Stadt als Ort kennen gelernt, wo das Leben nicht wirklich viel wert ist und die Kinder kaum eine Chance auf eine bessere Zukunft haben.

Sie habe schon ein Patenkind in Thailand gehabt, als sie 1995 nach Ecuador gereist sei, wie die heute 36-Jährige erzählt und lachend hinzufügt: »Um Spanisch zu lernen.« In San Lorenzo habe sie Luis Valencia kennen gelernt, der sie fragte, ob sie nicht etwas für die Kinder dort tun könnte. »Wenn man einmal angefangen hat, kann man nicht mehr zurück und macht weiter«, sagt die Hallerin rückblickend zur Vereinsgründung 1996. Damals konnten neun Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren von den Spenden der Paten zur Schule gehen. In diesem Jahr hat der Verein »Paten für Kinder in Esmeralda/San Lorenzo« 54 Kinder im Alter von fünf bis 20 Jahren unterstützen können. Auch Dank vieler Einzelspenden.
Als Ziel hat sich der Verein gesetzt, die Kinder und Jugendlichen so weit schulisch zu fördern, dass sie für sich und ihre Familie sorgen können und vermittelt daher »Ausbildungspatenschaften«. Marion Weeke: »Sie sollen die Möglichkeit bekommen, ein besseres Leben als das ihrer Eltern führen zu können.«
Die Ausbildung beschränkt sich nicht allein auf den Schulbesuch. Dreimal in der Woche treffen sich die Kinder und Jugendlichen in der Vereins-Cabaña, einem offenen Haus mit großem Aufenthaltsraum und integrierter Küche. Neben einem vielfältigen Programm werden sie von Sofia, Alexandra und Veronica, den drei ecuadorianischen Mitarbeiterinnen vor Ort, auch an Themen wie Umwelt, Hygiene, Gesundheit und Ernährung herangeführt.
Das neue Projekt des Vereins »Organischer Obst- und Gemüseanbau in kleinem Maßstab« geht sogar noch einen Schritt weiter. Es schließt die Familien mit ein und soll speziell die Lebensbedingungen der Frauen verbessern. Sie sollen im besten Fall selbst ihre Ernährung sichern und sich alternative Einnahmequellen erschließen. »Für dieses Projekt erhalten wir erstmals finanzielle Unterstützung von außen«, freut sich Marion Weeke über die dafür von der Deutschen Botschaft in Ecuador zur Verfügung gestellten 6000 US Dollar. Den Rest von 7100 Dollar muss der Verein aufbringen.
Die Mutter von zwei kleinen Töchtern hat gerade wieder angefangen zu arbeiten. Trotzdem hilft sie weiter. »Wo und wie man sich engagiert, ist nicht wichtig. Entscheidend ist, dass man sich engagiert.« 1997 ist sie das letzte Mal in San Lorenzo gewesen. Aber sie ist sich sicher, dass sie irgendwann wieder dorthin reisen wird.
Mehr Infos erteilt Marion Weeke unter % 0 52 01 / 98 92.

Artikel vom 01.12.2006